Tongk, tongk, tongk ... so oder so ähnlich klingt wohl der typische Sound einer Magnetresonanztomografie (MRT). Nicht alle Menschen kennen das Geräusch, denn diese Untersuchung wird nur bei speziellen medizinischen Fragestellungen eingesetzt.1 Für Menschen mit Multipler Sklerose ist es ein vertrauter Klang, denn sie müssen regelmäßig in die „Röhre“.

Die Magnetresonanztomografie – kurz MRT – wird oft auch Kernspintomografie genannt. Sie ist ein bildgebendes Verfahren. Unter diesen auch Imaging genannten Sammelbegriff fallen alle Verfahren, die Strukturen oder Vorgänge im Körper sichtbar machen.
Die MRT gehört zur Untergruppe der Schnittbildverfahren (Tomografie). Das heißt, der Körper wird in sehr vielen zweidimensionalen Bildern Schicht für Schicht dargestellt. Legt man diese Schnittbilder in einer Reihe übereinander, entsteht eine dreidimensionale Abbildung des Körpers. Bilder vom zentralen Nervensystem, wie man sie bei Verdacht auf MS braucht, nennt man auch Neuroimaging.

So zeigt die MRT Gehirnveränderungen durch Multiple Sklerose

Die Magnetresonanztomografie erlaubt einem Arzt oder einer Ärztin quasi einen Blick in Dein Inneres zu werfen. Das ist bei MS sehr wichtig, denn die Läsionen genannten Veränderungen in Gehirn und Rückenmark, die durch die chronische Entzündung entstehen, sind von außen nicht sichtbar. Sie sind das Ergebnis von Entzündungsprozessen, die die sogenannte Myelinschicht um Nervenfasern angreifen und zerstören, die Nerven also demyelinisieren. Während man von außen die Auswirkungen der Entzündungen sehen kann, können die MRT-Befunde zeigen, was die Symptome verursacht, und Prognosen darüber abgeben, wie es voraussichtlich weitergeht.



»Im Unterschied zur Röntgenaufnahme oder der Computertomografie bist Du bei einer MRT keiner Strahlung ausgesetzt und die Untersuchung gilt als nebenwirkungsarm.2«


Warum wird die MRT-Untersuchung bei MS eingesetzt?

Eine MRT-Untersuchung kann bei Menschen mit MS aus zwei Gründen gemacht werden:

• Zur Diagnose
Zur Verlaufskontrolle 

Wenn der Verdacht auf Multiple Sklerose besteht, oder bei Menschen, die ihre Diagnose schon haben, werden MRT-Bilder von Gehirn und/oder Rückenmark gemacht. Auf der Aufnahme sind dort meist typische Läsionen erkennbar. Läsion ist ein medizinischer Fachbegriff, der für Schädigung oder Verletzung steht. Im Zusammenhang mit MS sind damit Entzündungsherde in Gehirn und/oder Rückenmark gemeint.

Wie hilft die MRT bei der MS-Diagnose?

Die MRT zeigt, ob im Hirn und/oder Rückenmark Läsionen vorliegen. Damit kann zum Beispiel ein Tumor als Ursache für die Symptome ausgeschlossen werden. Da auch andere Erkrankungen wie Migräne oder Hirninfarkte Läsionen verursachen können, sind diese zunächst nur ein Hinweis, dass eine MS vorliegen kann. Die MRT alleine erlaubt also keine zweifelsfreie Diagnose. Die Lage und das Verteilungsmuster der Läsionen können zwar helfen, andere Ursachen für die Veränderungen abzugrenzen, dennoch sind MRT-Bilder nur ein Baustein der Diagnose und es sind immer weitere Untersuchungen notwendig.



»MS-typische Veränderungen sind in MRT-Bildern bei vielen betroffenen Patient*innen schon im Frühstadium erkennbar. Damit sind sie ein wichtiges Verfahren zur Früherkennung.3«



Weitere Informationen zum Verlauf einer Diagnosestellung findest Du im Artikel „Wie wird Multiple Sklerose diagnostiziert?“.

Wie hilft die MRT bei der Verlaufskontrolle?

Bei vielen Menschen mit MS werden regelmäßig MRT-Aufnahmen gemacht, um den Verlauf der Erkrankung zu verfolgen. Sie können zeigen, ob die MS aktiv ist, selbst wenn keine Symptome auftreten. Der Vergleich vorhergehender Aufnahmen mit aktuellen Bildern kann zeigen, ob und an welchen Stellen im Gehirn oder im Rückenmark Läsionen hinzugekommen sind. Auch die Gabe eines Kontrastmittels kann neue Entzündungen sichtbar machen. Dieses lagert sich in Bereichen ab, in denen Entzündungen erst vor Kurzem entstanden sind. So können neue Entzündungen von älteren Läsionen unterschieden werden.

Neue Erkenntnisse zeigen, dass neben Schüben oder akuten Läsionen auch eine chronisch schwelende Entzündung im zentralen Nervensystem bestehen kann. Durch sie können sich neurologische Beschwerden langsam verschlechtern. Fachleute sprechen dabei von „Smoldering MS“, was so viel heißt wie schwelende MS. Diese chronisch schwelende Entzündung ist nicht einfach in MRT-Bildern erkennbar. Derzeit kann nur die neuste MRT-Technik diese Entzündungsherde sichtbar machen. Diese ist allerdings noch nicht flächendeckend verfügbar. Wissenschaftler weltweit erforschen diese neuen Erkenntnisse, damit auch die schwelenden Entzündungsherde zukünftig möglichst verlässig erkannt werden können.

Sprich bei Kontrolluntersuchungen über alle Veränderungen in Deinem Befinden – selbst wenn sie Dir vielleicht unbedeutend vorkommen. Diese Informationen können wertvolle Hinweise für die Einschätzung Deines Krankheitsverlaufes sein. Dein Neurologe oder Deine Neurologin kann mit diesen Informationen und den Ergebnisses Deiner MRT-Untersuchung ein vollständigeres Bild Deiner MS-Aktivität erhalten. Das kann dazu beitragen einen chronisch schwelenden Prozess frühzeitig zu erkennen. Bei Bedarf könnt ihr dann besprechen, ob es sinnvoll ist Deine Therapie anzupassen.

Viele weitere Informationen zu den verschiedenen Krankheitsverläufen der MS findest Du im Artikel „Die Verlaufsformen der MS im Detail


 

»Die MRT-Untersuchung ist ein wichtiger Baustein der Verlaufskontrolle. Dennoch solltest Du bei Kontrollterminen mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin auch immer über zunehmende Beschwerden sprechen.«


 

Wurde eine medikamentöse Therapie eingeleitet, lässt sich mit der MRT-Untersuchung gut abschätzen, ob diese anschlägt oder ob das Therapiekonzept angepasst werden sollte. Vor allem in der Anfangsphase können daher häufigere MRT-Untersuchungen sinnvoll sein, bis eine stabile therapeutische Situation erreicht ist.

 

Weitere Informationen zu Kontrolluntersuchungen findest Du im Artikel „Verlaufskontrolle bei Multipler Sklerose (MS)“.

Wie läuft eine MRT-Untersuchung ab?

  • Wegen des starken Magnetfeldes musst Du Gegenstände aus Metall wie Schmuck oder Gürtelschnallen ablegen. Solltest Du einen Herzschrittmacher tragen, ist eine MRT nicht möglich, denn das Magnetfeld könnte die Funktion des Geräts beeinträchtigen. Bei künstlichen Gelenken oder anderen Implantaten aus Metall muss individuell entschieden werden.

  • Das Gerät für die MRT-Untersuchung ist meist eine lange, relativ enge Röhre. Wenn Du untersucht werden sollst, wirst Du auf einem sogenannten Liegeschlitten in diese Röhre hineingeschoben. Die Untersuchung dauert in der Regel zwischen 15 und 30 Minuten. Dabei solltest Du möglichst still liegen, denn sonst könnten die Bilder unbrauchbar sein.

  • Die Enge und die anfangs erwähnten lauten Klopfgeräusche sind leider nicht sehr angenehm. Die Untersuchung ist jedoch schmerzfrei und Du kannst jederzeit über eine Gegensprechanlage mit dem medizinischen Personal vor Ort sprechen. Außerdem gibt es für den Notfall eine Klingel. Sage Deinem Arzt oder Deiner Ärztin Bescheid, falls Du an Klaustrophobie leidest, denn die MRT-Röhre ist um Deinen Kopf herum sehr eng.

  • Bei Bedarf kann Dir Dein Arzt oder Deine Ärztin ein leichtes Beruhigungsmittel geben. In der Regel bekommst Du Ohrstöpsel oder Kopfhörer, die Dich vor den Klopfgeräuschen des MRT-Gerätes schützen. Meist besteht auch die Möglichkeit, bei der Untersuchung Musik zu hören. Das kann helfen, Dich in der Röhre zu entspannen.

  • Mittlerweile gibt es auch MRT-Geräte, die eine Untersuchung im Stehen oder Sitzen erlauben. Außerdem gibt es offene Geräte, bei denen man nicht in einer Röhre liegt, sondern zwischen zwei Scheiben, sodass man hinausschauen kann. Allerdings dauern Untersuchungen in offenen Geräten oftmals länger und haben eine schlechtere Bildqualität.

Drei Tipps, wie Du an die MRT-Untersuchungen denken kannst

Die MRT liefert wichtige Informationen, deshalb solltest Du vorgesehene Termine wahrnehmen und Dir überlegen, wie Du daran denken kannst.

  • Erstelle Dir am besten eine Erinnerung im Handy oder trage Deine Termine im Kalender ein.

  • Vereinbare direkt am Tag der Untersuchung den nächsten Termin. Dann musst Du später nicht mehr daran denken.

  • Wie wäre es, das Notwendige mit etwas Angenehmem zu verknüpfen? Gönne Dir bei jedem Kontrolltermin etwas Besonderes wie ein Treffen mit einem*r guten Freund*in oder ein leckeres Eis von der Eisdiele um die Ecke.

Sprich mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin, falls Du Bedenken oder Fragen hast. Vergiss nicht: Dein Arzt oder Deine Ärztin steht auf Deiner Seite und möchte das Beste für Dich und Deine Gesundheit.

Häufig gestellte Fragen

  • Die Bilder einer MRT entstehen in einem komplexen Verfahren, das mit programmierten Sequenzen von starken, pulsierenden Magnetfeldern und Radiowellen arbeitet. Auf dieses Magnetfeld reagieren die Atomkerne der verschiedenen Stoffe in unserem Körper unterschiedlich. Ein Computer rechnet diese unterschiedlichen Signale in Schwarz-Weiß-Bilder um, die wir uns anschauen können.

    Eine wesentliche Rolle bei der Darstellung der Bilder spielt der Wassergehalt des jeweiligen Gewebes: Besonders gut lassen sich weiche Gewebe wie das Gehirn, das Herz oder Bauchorgane darstellen. Aber auch das Rückenmark, Bandscheiben, Muskeln oder Blutgefäße können untersucht werden. Nicht so gut geeignet ist die MRT für Strukturen mit geringem Wassergehalt wie unsere Knochen und solche, die viel Luft enthalten, wie die Lungen.

  • Eine feste Zahl dafür gibt es nicht. Das ist oft abhängig davon, wie aktiv Deine MS ist, und von Deinem Behandlungsplan. Nach der ersten Magnetresonanztomografie zur Diagnosestellung empfehlen Ärzt*innen, vor und nach jeder neuen Therapie eine MRT durchzuführen. So kann man feststellen, ob die Behandlung wirkt oder vielleicht nicht so gut anschlägt, wenn doch Veränderungen zu sehen sind. Auch bei allen anderen medizinischen Entscheidungen kann ein MRT hilfreich sein. Hat sich die MS stabilisiert, reicht in der Regel eine Untersuchung pro Jahr. 3


Quellen:

1. DocCheck Flexikon. Kernspintomographie. https://flexikon.doccheck.com/de/Kernspintomographie/, letzter Zugriff: 13.02.2025
2. AMSEL – Aktion Multiple Sklerose Erkrankter Landesverband. Kontrastmittel beim MRT der Multiplen Sklerose. www.amsel.de/multiple-sklerose-news/medizin/kontrastmittel-beim-mrt/, letzter Zugriff: 13.02.2025
3. MS-Docblog. MRT – wann und wie häufig? https://www.ms-docblog.de/multiple-sklerose/mrt-wann-und-wie-haeufig/, letzter Zugriff: 13.02.2025

 

 

MAT-DE-2502126-1.0-06/2025