Wissen
Multiple Sklerose – was ist das?
Wie wird Multiple Sklerose diagnostiziert?
Symptome und Krankheitsverlauf der MS
Welche Möglichkeiten zur Behandlung gibt es?
MS-Behandlung: damals – heute – morgen
Tipps für das Gespräch mit Deinem Arzt
Können Kinder auch MS bekommen?
MS-Symptome im Detail: Hirnatrophie
MS-Symptome im Detail: Probleme mit der Blasen- und Darmkontrolle
MS-Symptome im Detail: Fatigue
Prof. Meuth: Moderne Strategien der MS-Behandlung
Dr. Schenk: Antriebslos und wie zerschlagen - ist ein gestörter Schlaf schuld?
Prof. Penner: Ist das Fatigue oder nur Müdigkeit?
Prof. Penner: Wenig Routine – Erfolgsrezept für unser Gehirn
Reisgies: Langfristig die Mobilität erhalten
Prof. Kleinschnitz: Die Behandlung gemeinsam mit dem Arzt festlegen?
Prof. Hellwig: Mit MS schwanger werden
Gesundheitspsychologin Althaus: Tipps zum Umgang mit der MS
Prof. Ziemssen: Brain Health – Zeit ist kostbar
Dr. Bellmann-Strobl: Therapiealltag auf dem Prüfstand
Dr. Ries: Mit der MS-Therapie pausieren?
3 Min. Lesezeit
Immuntherapien bei MS
Warum sich bei Autoimmunerkrankungen das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richtet, ist noch nicht vollständig geklärt. Deshalb sind diese Erkrankungen bisher nicht heilbar. Einige Präparate können die fehlgeleitete Immunreaktion jedoch beeinflussen.
Es existieren etwa 20 Medikamente. Diese werden anhand ihrer Wirksamkeit auf die Schubrate, d. h. wie gut sie in den Zulassungsstudien das Auftreten von Schüben verhindern konnten, in drei Kategorien eingeteilt:1 Kategorie 1 (mäßig wirksam), Kategorie 2 (stark wirksam) und Kategorie 3 (höchst wirksam).
Immuntherapie soll sich nach der Aktivität der Erkrankungen richten
In der Regel werden bei Therapiebeginn zunächst Medikamente der Kategorie 1 gewählt. Bei Menschen mit MS, bei denen jedoch ein wahrscheinlich hochaktiver MS-Verlauf vermutet wird, sollen direkt Medikamente aus der Wirksamkeitskategorie 2 oder 3 verwendet werden. Wenn ein Mensch während der Behandlung mit einer Immuntherapie der Wirksamkeitskategorie 1 einen entzündlich aktiven Verlauf hat, soll, je nach Ausmaß der Krankheitsaktivität, ein Wechsel auf ein Medikament der Wirksamkeitskategorie 2 oder 3 erfolgen.
Weitere Informationen zur MS-Diagnose und Behandlung werden für Dich in der aktuellen Leitlinie Multiple Sklerose für Patient*innen (kurz: Patientenleitlinie) der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft zur Verfügung gestellt.
Dauermedikation oder Impulstherapien – was ist der Unterschied?
Die Immuntherapie unterscheidet sich auch in der Dauer der Behandlung. Bei einer Dauermedikation werden die Präparate regelmäßig in bestimmten Abständen gegeben. Um die Wirkung über einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten, müssen die Präparate von mehrmals täglich bis einmal alle 6 Monate verabreicht werden. Bei der Impulstherapie wird über einen kurzen Zeitraum behandelt. So kann eine über Jahre anhaltende Reorganisation des Immunsystems mit reduzierter Krankheitsaktivität bewirkt werden.2
Die Therapie – so individuell wie Du
Je nachdem, welche Form der MS vorliegt, wie die Krankheit verläuft und wie Deine persönliche Situation ist, wird Dir Dein Arzt bzw. Deine Ärztin eine geeignete Therapie vorschlagen. Dabei erfolgt eine strenge Nutzen-Risiko-Abwägung. Das heißt, der wahrscheinliche Therapieerfolg wird der möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigung durch Nebenwirkungen gegenübergestellt und abgewogen. Dein Arzt bzw. Deine Ärztin wird aus der breiten Palette an MS-Medikamenten die für Dich am besten geeigneten Präparate suchen und die Auswahl mit Dir abstimmen.
Das Leben ist dynamisch – sowohl medizinische als auch persönliche Aspekte können sich verändern. Auch Fortschritte in der Forschung können neue Behandlungsmöglichkeiten bieten. Deshalb solltest Du mit Deinem Arzt bzw. Deiner Ärztin regelmäßig über Deine persönliche Situation, Erwartungen und Herausforderungen bei der Therapie sprechen.
Nur wenn Dein Neurologe bzw. Deine Neurologin gut über Deine Situation informiert ist, kann Deine Therapie optimal an Dein Leben angepasst werden.
WIRKSTOFFÜBERSICHT ZUR BEHANDLUNG DER RRMS
* Aktuelle Gebrauchsinformation der jeweiligen Präparate zum Stand vom 26.01.2023
Dranbleiben und weitermachen
Auch Du trägst einen wichtigen Teil zu einer erfolgreichen Behandlung bei, denn Medikamente müssen regelmäßig und langfristig angewendet werden, damit sie wirken.
Wenn Du verschiedene Präparate einnimmst, die unterschiedlich angewendet werden müssen, ist es wichtig, die Medikamente nach den ärztlichen Anweisungen bzw. entsprechend der Packungsbeilage einzunehmen. Du solltest auf keinen Fall die Einnahme eigenständig ändern. Nur so kann ein zuverlässiger Schutz vor möglichen Schüben aufgebaut werden und Langzeitschäden können hinausgezögert oder sogar verhindert werden. Denn auch zwischen den Schüben schläft die Krankheit nicht.
Informiere Deinen Arzt über Fortschritte während der Therapie, aber auch über Nebenwirkungen der Medikamente. Vollständige Angaben zu Anwendung und den möglichen Nebenwirkungen der Arzneimittel findest Du in den Packungsbeilagen des jeweiligen Herstellers. Achte vor allem auf die Hinweise in den Kapiteln „Was müssen Sie bei der Einnahme beachten?” und „Welche Nebenwirkungen sind möglich?”.
MS-BEHANDLUNG IN KÜRZE
• Die MS zeigt sich bei jedem Betroffenen anders, deshalb wird auch die Therapie individuell abgestimmt und zugeschnitten
• Die Therapie setzt an drei Stellen an: Behandlung akuter Schübe, Behandlung der Symptome, verlaufsmodifizierende Therapie
• Akute Schübe werden meist mit Kortison behandelt
• Zur Behandlung der Symptome können Medikamente sowie physio- und ergotherapeutische Anwendungen eingesetzt werden
• Um den Verlauf der Erkrankung langfristig zu beeinflussen, kommen Immuntherapien zum Einsatz
Referenzen
1 DGN-Leitlinie zur Diagnose und Therapie der MS. Online-Version, Stand: 30.11.2022, https://dgn.org/leitlinie/diagnose-und-therapie-der-multiplen-sklerose-neuromyelitis-optica-spektrum-erkrankungen-und-mog-igg-assoziiertenerkrankungen, letzter Zugriff: 22.05.2023; 2 Coles AJ et al. Alemtuzumab CARE-MS II 5-year follow-up: Efficacy and safety findings. Neurology 2017; 89(11): 1117–26.