
Zum einen ist das ihre Ergotherapie. Wie sie uns später im Interview erzählt, ist es ihr vor allem wichtig, ihr Gehirn zu trainieren vor dem Hintergrund der Hirnatrophie bei MS. Obwohl sie erst recht kurz ihre Diagnose hat, sind ihr in den Rehas und im Krankenhaus schon viele Menschen mit fortgeschrittener Krankheit begegnet, von dessen geistigen Niveau sie schockiert war und was den Ehrgeiz in ihr geweckt hat, so nicht werden zu wollen.
Mit ihrem Freund zusammen schlendern wir am ersten Drehtag gemeinsam über einen Hamburger Wochenmarkt und begleiten Becky danach allein in einen Park, der nah an ihrer Arbeitsstätte liegt. Hier holt sie oft Luft und kommt zur Ruhe.

Am zweiten Drehtag lässt Becky uns an ihrer Morgenroutine teilhaben. Nach dem Duschen muss sie sich immer erstmal wieder einen Moment hinlegen, um Kraft für das Fertigmachen zu sammeln. Nach dem Ausruhen hält sie kurz inne, geht in sich und setzt sich dann nochmal für einige Minuten auf den Balkon, um herunterzukühlen.
In ihrem wunderschön gestalteten Schlafzimmer, wo Becky auch ihren Schminktisch stehen hat, hängen verschiedene Sprüche. „Tut es gut, was du gerade machst?“ steht da in selbstgeletterten Buchstaben in einem Bilderrahmen. An vielen kleinen Dingen in ihrer Wohnung – auch in der Küche und im Flur – merkt man, dass Becky ein achtsamer Mensch ist. Im Interview erzählt sie mir, dass das ein Verdienst der MS ist.

In den eineinhalb Jahren seit der Diagnose ist Becky mit vielen harten Situationen durch die MS konfrontiert worden. Sie hat drei heftige Schübe durchgemacht, musste mehrfach neu laufen lernen, hatte und hat Probleme mit Inkontinenz, sehr große Schmerzen und eben viele kognitive Einschränkungen. Außerdem lebt sie schon seit vor der MS Diagnose mit noch drei anderen Autoimmunerkrankungen.
Das Bemerkenswerte ist, dass sie trotz allem gar nicht so sagen würde, dass das Negative überwiegt an der MS. Obwohl jeder neue Tag für sie eine Herausforderung ist, sieht sie so viel Positives, was ihr die Krankheit gelehrt hat, und lässt das Leben einfach so auf sich zu kommen. Am Ende sprechen wir auch über Zukunftsängste. Ja, die sind schon manchmal da. Aber in erster Linie zählt für sie das, was jetzt ist.