Therapiemüde? 8 Tipps, wie man trotzdem dranbleibt

6 Min. Lesezeit

Dran bleiben bei der MS-Therapie

Tagein, tagaus Medikamente nehmen oder Infusionstermine einplanen, regelmäßig Arzttermine einhalten, Tagebuch führen ... Wenn Du mit einer chronischen Erkrankung wie Multiple Sklerose lebst, wirst Du dadurch ständig daran erinnert, dass Du krank bist. Das ist anstrengend und kann nervig sein. Kein Wunder also, dass sich viele Betroffene nach einer Weile nicht mehr an Therapieanweisungen halten, obwohl sie diese oft gemeinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt entwickelt haben.

Internationale Studien ergaben, dass 30–50 % aller chronisch kranker Menschen sich nicht oder nicht hinreichend an Therapieempfehlungen halten.1 Doch wer seine Medikamente ohne Rücksprache einfach absetzt, riskiert eine Verschlechterung der MS-Symptome. Deshalb ist es wichtig, sich Gedanken über das Thema Adhärenz zu machen.

Was ist Adhärenz?

Adhärenz ist ein Fachwort, das beschreibt, wie gut Du die Therapiemaßnahmen umsetzt, die Du zusammen mit Deiner Ärtzin oder Deinem Arzt beschlossen hast. Man kann es als Therapietreue übersetzen. Dazu gehören, neben der Einnahme Deiner Medikamente, auch zusätzliche Maßnahmen wie spezielle Übungen, eine besondere Ernährung oder Anpassungen im Lebensstil. In diesem Artikel wollen wir einmal genauer schauen, warum man im Umgang mit den eigenen Medikamenten manchmal nachlässig wird und wie es gelingen kann, dranzubleiben.

Mit kleinen Tricks besser ans Ziel kommen

Wir stellen Dir 8 Tipps vor, wie Du Dich selbst motivieren kannst, dranzubleiben. Denn eine Therapie kann nur erfolgreich sein, wenn Du aktiv mitarbeitest.

    Ganz wichtig ist es, mit Deiner Ärztin, Deinem Arzt und Deiner MS-Nurse zusammenzuarbeiten. Wenn sie nachfragen, ob Du Deine Medikamente genommen hast, will Dich niemand kontrollieren. Sie wollen das Beste für Dich herausholen. Deswegen sollten Deine medizinischen Begleiter auch wissen, wenn Du mit einem Medikament Schwierigkeiten oder Zweifel hast oder wenn Du ein Medikament nicht nimmst. Nur so könnt Ihr gemeinsam einen Weg finden, wie Dein Alltag möglichst wenig durch die Therapie beeinflusst wird.

     

    Vielleicht hast Du das Gefühl, dass Dir ein neues Medikament nicht hilft, deswegen ist Deine Motivation, es regelmäßig einzunehmen, eher gering. Viele Langzeitmedikamente zeigen keinen direkten Effekt oder noch nicht einmal langfristig eine deutlich wahrnehmbare Verbesserung. Das frustriert natürlich und man fragt sich, ob sie überhaupt eine Wirkung haben. Sprich auch in diesem Fall Deinen Arzt oder Deine Ärztin ganz ehrlich darauf an. Er oder sie wird Dir erklären, was das Ziel dieser Therapiemaßnahme ist. Möglicherweise setzt die Wirkung erst nach einigen Wochen ein oder es geht darum, langfristig weitere Schädigungen der Nervenzellen zu vermeiden. Es kann auch helfen, ein Symptomtagebuch zu führen. Darin lässt sich über einen längeren Zeitraum gut verfolgen, ob sich z. B. Schubhäufigkeit oder -intensität verändern.

     

    Alle Medikamente können neben den gewünschten Wirkungen auch unerwünschte Wirkungen haben, die sogenannten Nebenwirkungen. Diese treten nicht bei jedem auf, daher ist es für eine Ärztin bzw. einen Arzt schwierig, genau vorherzusagen, welche bei Dir eintreten könnten. Lies deswegen den Beipackzettel, bevor Du mit der Einnahme eines neuen Medikaments beginnst. Sei Dir bewusst, dass nicht alle Nebenwirkungen bei Dir eintreten werden. Du solltest also zunächst keine Angst vor Nebenwirkungen haben. Wenn Du eine Veränderung bei Dir bemerkst, die Dich beunruhigt, sprich mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt darüber. Er oder sie kann Dir vielleicht vorübergehend etwas verschreiben, um die Nebenwirkungen zu dämpfen, oder Ihr entscheidet gemeinsam, ein alternatives Medikament einzusetzen.

     

    Bei Medikamenten, die in regelmäßigem Turnus, zum Beispiel täglich, wöchentlich oder monatlich verabreicht oder eingenommen werden müssen, sollte dies jeweils am gleichen Tag oder zur gleichen Zeit passieren. Das hilft nicht nur dabei, einen gleichmäßigen Wirkstoffspiegel im Körper zu erhalten, sondern auch an das Medikament zu denken. Es kann zum Beispiel helfen, die Gabe des Medikaments mit einer anderen regelmäßigen Tätigkeit zu koppeln, wie dem täglichen Zähneputzen oder dem wöchentlichen Sportprogramm. So werden sie Teil einer Routine und mit der Zeit wird Dich der Geschmack von Zahnpasta oder die Sporttasche daran erinnern, dass Du Deine Tabletten noch einnehmen musst.

     

    Gerade wenn man mehrere Medikamente verabreichen oder einnehmen muss, kann es zu Verwechslungen kommen. Da hilft es, gut vorbereitet zu sein. Du kannst zum Beispiel Medikamente in Medikamentenboxen einsortieren. Je nachdem, welche Darreichungsform Deine Medikamente haben, solltest Du eine passende Box aussuchen. Dann musst Du Deine Medikamente nur einmal in der Woche zusammenstellen und Du kannst sicherstellen, dass Du alle notwendigen Medikamente eingenommen hast, auch wenn es mal schnell gehen muss. Wer sich die Arbeit nicht machen will, kann auch Medikamentenschachteln farblich markieren, zum Beispiel mit einem gelben Aufkleber für morgens und einem blauen für abends.

    Alle gesetzlich Versicherten in Deutschland, die mindestens drei Medikamente gleichzeitig einnehmen, haben ein Anrecht auf einen Medikationsplan. In dem ist genau aufgelistet, welche Medikamente Du wann und in welcher Menge einnehmen sollst. Dieser Plan wird ganz individuell für Dich erstellt und bei jedem Arztbesuch aktualisiert. So kannst Du im Zweifel immer nachlesen.

    Mit guter Vorbereitung bleibt der Kopf frei für die Dinge, die Dir wichtig sind.

    Noch schwieriger ist es, an Medikamente zu denken, die in langen Abständen oder unregelmäßig eingenommen werden. Manche Medikamente – wie Antikörper – werden im Abstand von mehreren Wochen gespritzt oder als Infusion gegeben. Für diese bieten sich Apps an. Es gibt zahlreiche gesundheitsbezogene Apps, die neben der reinen Erinnerungsfunktion eine Menge anderer hilfreicher Anwendungen enthalten. Man kann auch einen ganz einfachen Kalender verwenden, der rechtzeitig an die Termine erinnert. Wende Dich bei Fragen dazu an Dein MS-Behandlungsteam, sie können Dir Empfehlungen geben.

    Eine Dauermedikation kann für das gesamte Quartal verschrieben werden. Überprüfe deswegen vor Deinem nächsten Arztbesuch, ob Du ausreichende Mengen von allen Medikamenten zu Hause hast. So kannst Du Dir ersparen, allein für ein neues Rezept zum Arzt bzw. zur Ärztin gehen zu müssen. Denk daran, dass Kassenrezepte seit Juli 2021 nur 28 Tage lang gültig sind.3 Löse Deine Rezepte also am besten gleich ein.

    Wenn Du mal vergessen hast, ein Medikament zu nehmen, lies in der Gebrauchsanleitung nach, ob Du es später einnehmen kannst und sollst. Bei vielen langwirksamen Medikamenten geht es darum, einen stabilen Wirkstoffspiegel im Körper aufzubauen, deswegen kann es sein, dass ein einmaliges Vergessen nicht so schlimm ist. Wenn Du unsicher bist, wende Dich einfach an Dein MS-Behandlungsteam oder an das Contact Center Deines Vertrauens. Sie sind sehr wahrscheinlich mit solchen Situationen vertraut und können Dir weiterhelfen.

Auch wenn es eigentlich ganz einfach klingt, klappt die regelmäßige Einnahme von Arzneimitteln im Alltag nicht immer.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat verschiedene Faktoren identifiziert, die dazu beitragen, ob Patient*innen ihre Therapiemaßnahmen regelmäßig umsetzen oder eher nicht:2

  • Zum einen gehört dazu die eigene Entscheidung. Wer in die Therapieentscheidung einbezogen wird, bleibt eher dabei.
  • Auch die persönliche Lebenssituation und das Umfeld beeinflussen die Adhärenz: Wer viele Probleme im Leben hat, kann sich meist weniger gut um seine Behandlung kümmern als Menschen mit einer stabilen Umgebung.
  • Dann spielen der Krankheitsverlauf und die Entwicklung der Therapie eine Rolle – wer lange keine Beschwerden hatte, kommt leichter in Versuchung, auf Medikamente zu verzichten.
  • Schließlich spielt das Verhältnis zwischen Patient*innen und Mediziner*innen eine wichtige Rolle, denn wer seinem Arzt oder seiner Ärztin nicht vertraut, wird auch kaum auf deren Ratschläge hören.

Bei einer langfristigen Therapie ist es wichtig, dass Du ein gutes Verhältnis zu Deinem Arzt bzw. Deiner Ärztin hast. Falls Du Dich unwohl fühlst oder kein Vertrauen hast, kann es sinnvoll sein zu wechseln.

Es gibt auch andere Gründe, die dazu führen können, dass ein*e Patient*in eine Therapie absetzt oder Medikamente nicht regelmäßig nimmt:

  • Manche Medikamente haben Nebenwirkungen, die vielleicht unangenehm sind und die man vermeiden möchte.
  • Manchmal reicht auch schon die Angst vor Nebenwirkungen, um ein Medikament abzusetzen.
  • In manchen Fällen erscheint die Therapie einfach zu kompliziert oder sie passt nicht in den eigenen Alltag.
  • Und manche Menschen vergessen auch schlicht und einfach die Einnahme. Therapietreu zu sein, ist also gar nicht so einfach. 

Therapietreu zu sein, ist also gar nicht so einfach.

Warum ist Adhärenz so wichtig?
Dein Arzt bzw. Deine Ärztin hat mit Dir zusammen einen Therapieplan ausgearbeitet, so dass Du möglichst wenige Schübe hast und der Fortschritt der durch die Multiple Sklerose bedingten Symptome verlangsamt wird. Das kann jedoch nur funktionieren, wenn Du mitmachst und dranbleibst..

Quellen:
1 https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2011/daz-28-2011/nicht-adhaerenz-von-patienten-und-adhaerenz-programme, letzter Zugriff: 13.11.23
2 https://www.who.int/chp/knowledge/publications/adherence_full_report.pdf , letzter Zugriff: 23.11.23
3 https://www.pharmazeutische-zeitung.de/rosa-rezept-nur-noch-28-tage-gueltig-126706/ , letzter Zugriff: 23.11.23

MAT-DE-2105483-2.0-11/2023

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