Multiple Sklerose – kurz MS – ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), die andauert und damit chronisch ist. Das ZNS umfasst die im Gehirn und im Rückenmark gelegenen Nervenstrukturen, die für die Verarbeitung und Weiterleitung äußerer Reize zuständig sind. Das heißt, die Nerven des ZNS geben wichtige Informationen im Körper weiter. Am Zielort angekommen werden diese Informationen verarbeitet und unser Körper reagiert, zum Beispiel durch eine Bewegung oder eine Empfindung.

„Multiple Sklerose – was ist das?“

Dieses kurze Erklärvideo zeigt anschaulich, wie sich die chronische entzündliche Autoimmunkrankheit MS äußert, wie viele Menschen betroffen sind, welche Ursachen dahinterstecken und vieles mehr. Schau doch mal rein.

    Multiple Sklerose - kurz MS - ist eine Erkrankung, die andauert und damit chronisch ist. Sie ist nicht heilbar und begleitet Betroffene ein Leben lang. Dank moderner Behandlungsmethoden kann MS jedoch gut behandelt werden. 

    Bei der MS richtet sich das Immunsystem gegen die körpereigenen Nervenstrukturen im Gehirn und Rückenmark, dem sogenannten zentralen Nervensystem. MS gehört damit zu den Autoimmunkrankheiten. 

    Der Name Multiple Sklerose beschreibt recht genau, was bei der Erkrankung passieren kann: Viele – oder anders gesagt multiple – Entzündungsherde können zur Zerstörung von Nervenfasern führen. Dabei kommt es zu Vernarbungen, wofür Skleros die medizinische Bezeichnung ist.  

    Die Vernarbung im Nervensystem nennt man Läsionen. Diese kann man in MRT-Aufnahmen sehen.  

    Weltweit leben ca. 2,5 Millionen Menschen mit MS, in Deutschland sind es ca. 200.000 Menschen. Frauen erkranken mehr als doppelt so häufig wie Männer. Die Diagnose wird meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr gestellt.      

    Die Verbreitung der MS ist nördlich des Äquators, in nordeuropäischen Ländern, Kanada oder den Vereinigten Staaten am größten. In Afrika südlich der Sahara und in Ostasien ist sie am niedrigsten.    

    Wissenschaftler vermuten, dass bestimmte Umwelteinflüsse das körpereigene Abwehrsystem beeinflussen und so die MS auslösen können. Wahrscheinlich müssen mehrere Faktoren zusammenkommen, damit die Erkrankung auftritt. Auch erbliche Faktoren können eine Rolle spielen. Allerdings wird nicht die Krankheit selbst vererbt, sondern eher eine generelle Neigung, an MS zu erkranken.  

    MS ist also keine klassische Erbkrankheit.  

    Ich hoffe, diese Informationen haben Dir geholfen. Bis bald! 

Nervenzellen im gesunden Organismus

Die langen Nervenfasern von gesunden Nervenzellen sind von einem schützenden und isolierenden Material umgeben, dem sogenannten Myelin. Dieser Schutzmantel wird auch Myelinscheide, Markscheide oder Nervenscheide genannt. In regelmäßigen Abständen ist diese Isolierschicht durch sogenannte Schnürringe unterbrochen. Ohne das Myelin und die Schnürringe würde sich ein elektrischer Impuls sehr langsam durch die Nervenbahnen bewegen. Das Myelin „zwingt“ den Reiz, von einem Schnürring zum nächsten zu springen. Das beschleunigt die Übertragung der Botschaften. 

Was passiert bei MS im Körper? 

Bei Menschen mit MS wird die Isolierschicht um die Nervenfaser durch Entzündungen zerstört und die elektrischen Impulse können nicht mehr von Schnürring zu Schnürring springen. Durch diese Nervenschäden wird die Übertragung der Reize langsamer und es können sich vielfältige Symptome zeigen. Als erste Anzeichen der Erkrankung sind zum Beispiel Empfindungs- und Bewegungsstörungen möglich. Die Entzündungsprozesse führen meist zu typischen Krankheitsschüben. Davon spricht man, wenn sich bekannte Symptome verschlechtern, neue Symptome auftauchen oder bisher nicht erkennbare Nervenschäden offenkundig werden.  

Neue Forschungen zeigen, dass neben den akuten Entzündungen, die Schübe verursachen, auch chronische Entzündungsprozesse bei MS vorliegen können. Das heißt, sie „schwelen“ dauerhaft, auch in Phasen ohne Symptome und zwischen den Schüben. Du kannst Dir das wie ein Kaminfeuer vorstellen: Die akuten Entzündungen entsprechen den offenen Flammen, der chronische Entzündungsprozess einer schwelenden Glut. Expert*innen sprechen daher von einer „smoldering MS“ oder „schwelende MS“.

Diese schwelenden Entzündungen laufen bereits zu Beginn der Erkrankung ab. Sie können dazu beitragen, dass sich Deine Beeinträchtigungen auch unabhängig von Schüben verschlechtern und sind nur mit den modernsten MRT-Geräten zu erkennen. Heutzutage gehen Wissenschaftler*innen zunehmend davon aus, dass die chronischen Entzündungen die eigentlichen Treiber der MS sind.

Die Entzündungen können die ungeschützten Nerven auch direkt angreifen und diese sogar zerstören. Expert*innen sprechen angesichts der fortschreitenden Schäden an den Nervenfasern von einer neurodegenerativen Erkrankung. Dabei steht „Neuro“ für Nerven und „degenerativ“ für die fortschreitende Schädigung.

Nervenfaser mit unbeschädigter Isolierschicht
intakte Reizübertragung

schematische Darstellung einer Nervenfaser mit unbeschädigter Isolierschicht und intakter Reizübertragung
  1. 1. Zellkörper  

  2. 2. Myelin 

  3. 3. Schnürring 

  4. 4. Nervenfaser 

Nervenfaser mit beschädigter Isolierschicht
gestörte Reizübertragung

schematische Darstellung einer Nervenfaser mit beschädigter Isolierschicht und gestörter Reizübertragung
  1. 5. Beschädigtes Myelin  

Was sind die Ursachen von MS? 

Multiple Sklerose gehört zu den sogenannten Autoimmunkrankheiten. Das heißt, das körpereigene Immunsystem ist fehlgesteuert. Abwehrzellen, die den Körper normalerweise vor Eindringlingen wie Krankheitserregern schützen sollen, richten sich gegen körpereigene Strukturen. Im Falle der MS sind das die Nervenbahnen des zentralen Nervensystems.

Animation, die zeigt, wie die MS Nervenfasern durch Entzündungsprozesse schädigt, wodurch die Reizübertragung gestört wird

Trotz intensiver Forschung sind die Ursachen für diese „Fehlfunktion“ nicht eindeutig geklärt. Wissenschaftler*innen vermuten, dass die MS durch verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel eine Virusinfektion oder bestimmte Umwelteinflüsse ausgelöst werden kann.1,2 Möglicherweise müssen mehrere solche Risikofaktoren zusammenkommen, damit die neurologische Erkrankung auftritt. 

Auch erbliche Faktoren können eine Rolle spielen. MS ist allerdings keine klassische Erbkrankheit, denn nicht die Erkrankung selbst wird vererbt, sondern eher eine generelle Neigung, an MS zu erkranken.

Multiple Sklerose in Zahlen

Globus-Icon

Weltweit leben ca. 2,8 Millionen Menschen mit MS, in Deutschland sind es ca. 280.000 Menschen.3

Gruppen-Icon

Jährlich werden in Deutschland ca.15.000 Menschen neu mit MS diagnostiziert.2

Weiblich+Männlich Icon

Frauen erkranken mehr als doppelt so häufig wie Männer.3

Mann+Frau-Icon

Die Diagnose wird in der Regel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr gestellt.2

Äquator-Icon

Menschen, die in Ländern näher am Äquator leben, haben ein geringeres Risiko, an MS zu erkranken, als Menschen, die näher an den Polen leben.3

MS verstehen in Kürze

Multiple Sklerose ist eine Autoimmunkrankheit • Das heißt, das Immunsystem ist fehlgesteuert und richtet sich gegen körpereigene Strukturen • Es entsteht eine chronische Entzündung • Diese greift Nervenstrukturen im zentralen Nervensystem an • Dadurch wird die Weiterleitung von Signalen im Körper gestört und Körperfunktionen können beeinträchtigt werden • Je nachdem, wo die Schäden entstehen, treten unterschiedliche Symptome auf • Typisch für MS sind sogenannte Krankheitsschübe.

Symptome der Multiplen Sklerose als Podcast

Grundlagen der Multiplen Sklerose als Podcast

Lass Dir die Grundlagen der MS einfach von einer Fachfrau im Podcast erklären. In ihrem MediTalk beschreibt die Neurologin Frau Dr. Elvira Steidl klar und verständlich komplexe medizinische Zusammenhänge.

Häufig gestellte Fragen

  • Das ist bisher leider nicht der Fall. Für eine Heilung muss man die genauen Ursachen kennen – und genau daran arbeiten Forschende weltweit. Heutzutage ist die MS aber gut behandelbar. Moderne MS-Therapien können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und die Häufigkeit und Schwere von Schüben mindern.5

  • Nein, denn MS ist keine Infektionskrankheit.5

  • Früher nahmen Wissenschaftler*innen an, dass sich die Lebenserwartung durch MS um sechs bis sieben Jahre verkürzt. Heute wissen wir, dass sich die Lebensspanne der Gesamtbevölkerung und von Menschen mit MS viel weniger unterscheidet.5

  • Die Diagnose der MS ist komplex und man kann die Erkrankung nicht anhand eindeutiger Symptome oder mit einer Untersuchung sofort erkennen. Wenn Taubheitsgefühle oder „Ameisenkribbeln“ an Deinen Armen oder Beinen, Sehstörungen oder Lähmungen bei Dir vorkommen, können das Anzeichen einer MS sein, müssen es aber nicht. Es gibt auch andere Beschwerden, die zwar bei MS häufig vorkommen, aber ebenfalls nicht eindeutig darauf hinweisen. Dennoch sind sich Forscher*innen heutzutage einig, dass sich eine MS manchmal ankündigt. Man spricht dabei von prodromalen Symptomen. Dazu gehören unter anderem Fatigue, Konzentrationsstörungen, Schmerzen, Blasen- und Darmprobleme, Anämie (Blutarmut),  aber auch Depressionen oder Angststörungen und Schlaflosigkeit.6

    Diese Symptome sind aber kein Grund, gleich in Panik zu verfallen. Sprich mit einem Arzt oder einer Ärztin über Deine Beschwerden. Versuche dabei, Deine Symptome so klar wie möglich zu beschreiben. Das kann dabei helfen, die richtige Diagnose zu stellen. 
     


Quellen:

1. Friedrich D. Multiple Sklerose – das Leben meistern. eBook. Stuttgart: TRIAS, 2008
2. DMSG. Was ist Multiple Sklerose (MS)? www.dmsg.de/multiple-sklerose/was-ist-ms, letzter Zugriff: 11.02.2025
3. Multiple Sclerosis International Federation (MSIF), Atlas of MS, 3rd Edition, 2020
4. DMSG. Multiple Sklerose Register der DMSG, Bundesverband e. V. Berichtsband 2023. https://www.msregister.de/fileadmin/resources/public/documents/publications/reports/Report_Bericht_2023_V77_1.pdf, letzter Zugriff: 11.02.2025
5. DMSG. Häufig gestellte Fragen (FAQ). www.dmsg.de/multiple-sklerose/haeufige-fragen-faq, letzter Zugriff: 12.02.2025
6. Makhani N, Tremlett H. The multiple sclerosis prodrome. Nat Rev Neurol 2021; 17: 515–21. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19995840/, letzter Zugriff: 11.04.2025

 

 

MAT-DE-2501901-1.0-05/2025