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Was willst du?

neues Jahr, neue Ideen

Hallo 2019 – schön, dass du da bist! Ich habe ja bereits in meinem Artikel „Herzlich willkommen, Neuanfang“ durchblicken lassen, dass ich kein großer Fan von Neujahrsvorsätzen bin. Nur weil sich die Jahreszahl ändert, bedeutet das nicht, dass sich (m)ein ganzes Leben plötzlich ändert.

Möchte ich auch gar nicht. Früher war ich auch eine, die dachte, dass um Punkt 00:00:01 am 1. Januar eine neue Ära anfängt, alles neu, alles besser. Aber warum setzen wir so hohe Erwartungen an dieses eine Datum, an diese eine Zeit, wenn wir doch jeden Tag an jedem Datum zu jedem Zeitpunkt unser Leben verändern können?

Thailand, Japan oder doch eher Deutschland?

Versteht mich nicht falsch – es ist nicht so, dass ich mir nichts für das neue Jahr vornehme oder keine Pläne schmieden würde. Pläne, Wünsche und Ideen habe ich viele – noch mal nach Japan reisen zum Beispiel und am liebsten für drei oder mehr Monate dort bleiben. Ich möchte auch gerne nach Südkorea, da mein Freund Südkoreaner ist und ich sehen und verstehen möchte, wo er herkommt.

Ich möchte Koreanisch lernen und auch meine Thai-Kenntnisse verbessern. Ich möchte auch gerne noch mehr von Thailand sehen und endlich den Thai-Massage-Kurs belegen, den ich seit 2015 gemacht haben wollte. Gleichzeitig zieht es mich momentan irgendwie auch wieder zurück nach Deutschland, nach Berlin. Ich hätte große Lust, endlich das zu studieren, was ich von vornherein eigentlich studieren wollte, was damals aber schwierig zu erreichen war. Gleichzeitig möchte ich aber auch endlich mal einen Monat oder mehr auf Bali verbringen, um zu dem Ort zurückzukehren, an dem ich 2015 zum ersten Mal meinen inneren Frieden gespürt habe und … ihr seht, meine Plan-, Wunsch- und Ideenliste ist lang! :-)

Multiple Sklerose und ich

Die MS als Extragepäck

Und dann denke ich wieder daran, dass ich MS habe. Die letzten MRT-Bilder von Ende 2018 waren im Vergleich zu denen im Mai 2017 befundkonstant und Medikamente nehme ich momentan auch keine mehr, was mich beides unglaublich freut und mich gefühlt 1000 Kilogramm leichter macht – yeah! Aber es bedeutet halt auch nicht, dass die MS nicht trotzdem da und präsent ist. Es bedeutet nicht, dass ich keine Taubheitsgefühle mehr in den Beinen habe. Es bedeutet nicht, dass die Fatigue mich in Ruhe lässt. Es bedeutet nicht, dass ich kein Kribbeln mehr in meinen Fingern habe.

Es bedeutet nicht, dass meine depressiven Verstimmungen plötzlich verschwunden sind. Es bedeutet nicht, dass ich jeden Tag 24 Stunden lang vor Freude rumhopse – siehe den Fatigue-Satz. Ich schaue mir Videos/Vlogs von anderen YouTubern/Digital Nomads an und bin immer hoch motiviert, mehr zu arbeiten, mehr zu kreieren, mehr zu erschaffen – und dann schlägt die kognitive Fatigue zu. Die kognitiven Einschränkungen, die mir mehr Angst machen, als ich sie gerne hätte. Ich verliere dann oft den Blick auf mich und sehe zu viel nach rechts und links, schaue zu viel auf andere. Vergesse, dass diese ganze Social-Media-Welt leider Gottes doch oftmals sehr fake ist.

Deshalb bin ich über alle Menschen unglaublich froh, die sich #fürmehrrealitätauf(füge hier eine beliebige Social-Media-Plattform ein) einsetzen. Ich glaube, das ist das, was wir brauchen – echte Menschen. Echte Geschichten. Echte Emotionen. Kein Photoshop. Keine Märchen. Kein Verstecken. Sich Inspiration zu holen ist richtig und wichtig, aber genauso wichtig ist es dann auch, realistisch auf sich selbst zu schauen und zu gucken, wie sich alles mit einem selbst vereinbaren lässt. Das gilt meiner Meinung nach nicht nur für Menschen mit chronischen Krankheiten, sondern auch für Nicht-Diagnostizierte. Wer bin ich? Was brauche ich? Was will ich? Was sind meine Wünsche/Träume/Ziele – oder in diesem Fall vielleicht auch Vorsätze?

Was willst du?

Hast du dich das alles schon mal selbst gefragt? Dich wirklich hingesetzt und dich und dein Leben reflektiert? Was sind deine Wünsche/Ziele/Träume? Was willst du? Wann willst du es umsetzen/erreichen/erleben? Was brauchst du? Was sind deine Vorstellungen vom Leben? Was sind deine Werte? Was willst du? Was willst du vielleicht nur, weil andere es von dir erwarten/verlangen/einfordern? Was willst DU?

Wow, das waren jetzt ganz schön viele Fragen, ganz schön viele „Was willst du?“, das gebe ich zu! :-)

Postkarten aus aller Welt

In meinem letzten Artikel habe ich dir bereits einen Denkanstoß zum Thema „Träume realisieren“ gegeben. Ich möchte dir jetzt gerne eine weitere Methode vorstellen, diesmal um all deine Ideen/Wünsche/Pläne zu visualisieren. Kennst du Vision Boards? Auf Deutsch bedeutet „Vision Board“ so viel wie Traum- oder Zielcollage. Ich selbst habe mir noch keines gemacht – ein weiterer Punkt auf meiner Ideenliste –, aber ich denke, dass das obere Foto eine grobe Richtung zeigt. Alles was du brauchst, ist zum Beispiel ein großes Blatt Papier, einen Bilderrahmen oder eine Leinwand sowie Papier, Stifte, Schere, Zeitungen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dann geht es auch schon los – hier sind ein paar Ideen:

  • Möchtest du Häkeln lernen? Wie wäre es dann, eine Häkelnadel oder ein Stück Garn an deinem Vision Board zu befestigen?
  • Möchtest du dich gesünder ernähren? Ein Foto von deinem Lieblingsgericht regt dich bestimmt zum Kochen an.
  • Möchtest du einen neuen Job erlernen/nochmals studieren? Ein selbst gebasteltes Zertifikat könnte dich vielleicht motivieren.
  • Möchtest du mal wieder an den Strand? Eine Muschel sieht an deinem Vision Board bestimmt total schön aus.
  • Möchtest du vielleicht den Termin beim Therapeuten machen, über den du schon so lange nachdenkst? Ein ermutigender Spruch passt bestimmt noch an dein Vision Board!
  • Möchtest du – so wie ich dieses Jahr – deine Kognition trainieren? Ein Sudoku-Blatt könnte ein Symbol dafür sein. Trainingsbeispiele dazu findest du auch auf dem YouTube-Kanal von MS-Begleiter.

Du entscheidest.

Du entscheidest, was du ändern möchtest. Oder vielleicht auch nicht ändern möchtest. Wie du Dinge verändern/angehen möchtest. In welchem Tempo du sie verändern/angehen möchtest. Wann du Dinge ändern möchtest. Vielleicht ist es für dich genau das Richtige, pünktlich zum Jahresbeginn deine Vorsätze/Ziele/Träume/Wünsche umzusetzen.

Vielleicht brauchst du noch ein bisschen Zeit und startest dann, wenn du dazu bereit bist. Alles ist okay. Du musst auch überhaupt nicht alles sofort und auf einmal angehen – du hast Zeit. Das Ziel zu erreichen ist total befriedigend, aber ist nicht auch der Weg dahin total spannend? Genieß die Reise. Setz dich nicht unter Druck, lass dich nicht unter Druck setzen.

Wir sind alle individuell und haben alle unser ganz eigenes Tempo. Sollte es mal nicht so laufen, wie du es dir vorstellst, sieh es nicht als Versagen – du hast es probiert und du kannst verdammt stolz auf dich sein! Das Leben ist ein Lernprozess. Keiner kann alles sofort und perfekt und sowieso. Du kannst jeden Tag von Neuem anfangen. Vertraue auf das Leben, vertraue auf dich. Du bist super! :-)

GZDE.MS.18.12.0943