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Die Hauptrolle
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Herzlichen Glückwunsch, Sie haben eine Hauptrolle in ihrem eigenen Leben bekommen! Der Charakter? Eine junge Frau mit MS. In der Blüte ihres Lebens bekommt sie aus heiterem Himmel die Diagnose. Aaaaaaand: Action!
2011. Hinter der fürsorglichen Miene meiner Freundin stehen Angst und Sorge auf ihrer Stirn geschrieben, als wir stumm nebeneinander im Wartezimmer meines Hausarztes Platz genommen haben. Eigentlich bin ich nur hier, um mir ein Attest für die Sehnerventzündung zu holen, um die anstehenden Uni-Prüfungen verschieben zu dürfen.
Und wie lebt es sich mit MS?
Ist das nicht eigentlich Beschiss, frage ich mich. Ich habe ja eigentlich gar nichts. Okay klar, ich bin auf einem Auge farbenblind. Aber ich kann ja trotzdem noch sehen. Theoretisch könnte ich mich doch auch einfach an die Hausarbeiten setzen.
Ich habe MS. Multiple Sklerose. Klingt böser, wenn man es voll ausspricht. MS. Ich bleibe lieber bei den zwei Buchstaben. Meine Freundin greift nach meiner Hand und beginnt, sie zu drücken. Ich habe das Gefühl, dass sie mit den Tränen kämpft. Aber warum? Ich bin doch noch genauso wie vorher für sie. Die MS ist nirgendwo an mir erkennbar. Und mein inneres Chaos liegt hinter so vielen gut verschlossenen Türen – das kann sie unmöglich bemerken.
„Ich habe MS und aktuell eine Sehnerventzündung, daher benötige ich ein Attest ...“ beginne ich wenige Minuten später dem Arzt meine Lage zu schildern. „Ach wirklich? Sie haben MS?“ Seine Augen weiten sich voller Neugier und eifrig fragt er: „Und wie ist das so? Wie lebt es sich mit MS? Man liest ja immer so viel. Was haben Sie für Symptome? Wie genau macht sich Ihre Sehnerventzündung bemerkbar?“
Extrawürste? Bitte nicht.
Seine Fragen irritieren mich. Er schaut mich an, als ob eine lebende Laborratte vor ihm sitzen würde. Ich weiß gar nicht, was ich ihm antworten soll. Offensichtlich sind ihm noch nicht viele Menschen mit MS begegnet. Aber ehrlich: Ich weiß auch nicht, wie es ist, MS zu haben. Ich habe doch gar nichts. Aber Moment, so sollte ich das nicht sagen, ich brauche das Attest. Also erzähle ich ein wenig von meinem Auge.
Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich die Prüfungen verschiebe. Ja okay, meine Welt steht kopf. Konzentrieren kann ich mich gerade nicht. Es ist anstrengend, bloß mehr als drei Stunden am Stück wach zu sein. Das linke Auge tut weh. Aber meine Güte, ich könnte mich doch zusammenreißen. Oder etwa nicht? Eigentlich will ich gar keine Sonderbehandlung. Aber nun ja, ich gebe zu, jetzt gerade tut sie gut.
Mehr als sechs Jahre später
Viele Höhen und Tiefen weiter. Von „Echt? Wirklich?Ich soll MS haben?“ über
„Echt. Verdammt. Ich habe MS!“bis hin zu „Echt? Du? MS? Ach, das sieht man dir aber nicht an.“war alles dabei.
Ich betrachte diesen Film mit dieser Sabine, die auf wackeligen Beinen die ersten unbeholfenen Schritte in ihrer neuen Rolle bestreitet, mit einem wohlgesonnenen Schmunzeln. Es gibt sicher einen Fachausdruck für dieses Verhalten von damals. Dieses Gefühl, im falschen Film zu stecken. Sich selbst einfach nur wie einen Fremden durchs Leben wandeln zu sehen.
Wie alle Medaillen hat auch die eines langsamen MS-Verlaufes zwei Seiten. Ja, vielleicht kann man sein Leben ganz normal bestreiten. An vielen Tagen. Vielleicht auch manchmal an weniger, als man sich eingestehen möchte. Man wird nicht auf die Krankheit angesprochen, weil es niemand sieht.
Aber: Aus den Augen, aus dem Sinn gilt nicht nur für das Umfeld. Es besteht immer wieder neu die Gefahr, sein eigenes Wohlbefinden genauso aufs Spiel zu setzen wie vor der Diagnose. Und dann, wenn die MS plötzlich wieder dazwischenfunkt, fliegt einem das Leben umso mehr um die Ohren. Jeder neue Schub fühlt sich wie eine Neudiagnose an. Denn irgendwie bleibt der Gedanke: „Echt? Ich habe MS?“

GZDE.MS.18.04.0317
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