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Wenn der Humor die Farbe wechselt …
Wenn ein Angehöriger oder Freund die Diagnose MS erhält, was passiert da eigentlich in mir als indirekt Betroffenem?
Als meine Mutter die Diagnose bekam, ging dem schon ein langer Prozess der Diagnostik voraus. Ärzte werfen dann leider recht häufig mit schweren Diagnosen um sich, um sie dann wieder zu revidieren oder durch eine neue zu ersetzen.
So war es auch bei meiner Mutter, kaum kam der erste Verdacht auf Borreliose auf, wurde dieser abgelöst von Lupus. Das alleine löste in meiner Mutter schon völlige Schockstarre aus.
Natürlich überträgt sich das auch auf Angehörige, aber was tun? Wie verhalte ich mich angemessen oder gar richtig?
Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich nur sagen:
„Es gibt da kein Richtig oder Falsch!“
Der erste Schock nach der Diagnose „Progrediente Multiple Sklerose“ verflog recht schnell und Angst, Sorge und Beklommenheit machten sich breit.
Ich bin dazu noch Krankenschwester, das heißt, etwas Ahnung von der Materie hatte ich bereits, geholfen hat das aber nur wenig.
Als Tochter diesen Verfall eines sonst so taffen und selbstständigen Menschen sehen zu müssen, gar einfach hinnehmen zu müssen, ist echt eine fast unlösbare Aufgabe.
Dennoch versucht man natürlich, Mut und Trost zu spenden und seine eigenen Gedanken einfach hintanzustellen.
Viele Bekannte oder Freunde hatten zu dem Zeitpunkt direkt einen Rollstuhl vor Augen. Das ist natürlich auch den Medien geschuldet, aber davon muss man sich freimachen. Meine Mutter lebt schon einige Jahre mit der Diagnose und ist noch weit entfernt von einer Rollstuhlfahrerin.
Auch sind starke Schmerzen nicht täglich Gesprächsthema. Man sollte versuchen, sich von diesen klischeebehafteten Bildern und Geschichten über die Erkrankung zu lösen. Denn jeder Verlauf und auch der Start dieser tückischen Krankheit ist immer unterschiedlich.
Es gibt keinen richtigen roten Faden wie bei anderen Erkrankungen. Deswegen gibt es auch keinen Leitfaden, den ich als Angehörige für das Verhalten gegenüber erkrankten Familienmitgliedern sehen kann.
Zu signalisieren, dass man da ist, egal wann, egal zu welcher Uhrzeit, hilft schon ungemein, aber aufdrängen sollte man seine Hilfe nicht. Vor allem, wenn der Angehörige sich selbst noch in der Findungsphase befindet.
Im Auge behalten sollte man immer den Gemütszustand des betroffenen Angehörigen. Meine Mutter beispielsweise hat oft eine Art „Winterblues“. Sobald es draußen grauer und dunkler wird, wird auch ihr Gemütszustand genauso.
Da ist es dann hilfreich, viel zu reden, viel zu unternehmen oder einfach nur da zu sein.
Aber alles in allem kann man erstmal nichts so richtig falsch machen, wenn man nicht völlig empathiefrei ist. Wir selbst haben dabei eine ganz eigene Art von Humor entwickelt, der oft echt ziemlich schwarz ist und für Außenstehende auch makaber erscheinen muss, aber uns selbst und vor allem meiner Mutter hilft das schon sehr.
Um einmal ein Beispiel zum Besten zu geben: Wenn meine Mutter einmal nicht so schnell die Wörter einfallen oder sie gerade etwas auf dem Schlauch steht, tönt meist irgendwer (meistens ich): „Na, hast du wieder an der Stelle ein Leuchten im Kopf?“
Makaber, aber es hilft!
GZDE.MS.18.03.0180
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