Nachgefragt bei Dr. Google – was Du über Wissen aus dem Internet wissen solltest
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Kopfweh, Bauchweh, Fieber, Vergesslichkeit ...: Wenn es uns nicht gut geht, wollen wir eine schnelle Diagnose. Warum also nicht Dr. Google fragen? Der hat rund um die Uhr geöffnet und auf fast alle Fragen mindestens eine Antwort. Allerdings sind nicht alle Informationen im Internet fundiert oder seriös. Es kursieren auch viele Halbwahrheiten und falsche Meldungen im Netz. Falschinformationen und Gerüchte gab es zwar schon immer, mit der Verbreitung des Internets und der sozialen Medien haben die aber massiv an Einfluss gewonnen – auch im medizinischen Bereich. Und das kann durchaus gefährlich werden.
Dr. Google als Doktor?
Heute kennen wir alle das Phänomen: Aktuelle News, Daten und Fakten sind für uns sehr leicht zugänglich. Mit wenigen Klicks kannst Du Dich im Internet informieren und glaubst, so die richtige Antwort auf eine Frage oder die Lösung eines Problems gefunden zu haben. Auch bei medizinischen Fragen ziehen wir manchmal eine schnelle Google-Suche einem Arztbesuch oder Expertengespräch vor.
Allerdings ist Dr. Google meist „voreingenommen“ und gibt nicht jedem dieselbe Antwort. Der Algorithmus von Google hat Abermillionen Internetseiten erfasst, die nach der Anzahl von Verweisen durch andere Seiten gewichtet sind. Oder einfacher gesagt: Stelle Dir einen Buchladen vor, in dem immer genau die Bücher im Schaufenster stehen, die bereits von vielen Kunden empfohlen oder gekauft wurden.
Das Problem ist offensichtlich: Seltene Buchtitel beziehungsweise Informationen, etwa zu ungewöhnlichen Krankheitsbildern, gehen in der Masse unter, weil sie erst viel weiter hinten zu finden sind. Auch ohne bewusst gestreute Falschinformationen wird hier schon die reine Masse an Informationen zum Problem, wenn man konkrete Antworten zu ganz speziellen Gesundheitsthemen oder Erkrankungen sucht – die sprichwörtliche Nadel ist im Heuhaufen Google eben schwer zu finden.1
Und was vielen Menschen oft nicht bewusst ist: Die Suchergebnisse, die Google anzeigt, richten sich auch nach den vom Nutzer oder von der Nutzerin besonders häufig gesuchten Begriffen – wer also nach einem bestimmten Thema oder einer besonderen Behandlungsmethode sucht, bekommt schnell immer mehr Seiten dazu weit oben in der Ergebnisliste angezeigt. Es lohnt sich also, auch nach anderen Begriffen zu suchen oder sich Seiten anzuschauen, die Du nicht regelmäßig besuchst.
Es muss nicht immer Google sein. Es gibt eine Vielzahl an Suchmaschinen, die Du ebenfalls zur Internetsuche nutzen kannst.
Nicht immer steckt böse Absicht dahinter
Der Unterschied zwischen einer fehlerhaften Meldung und gezielter Fehlinformation ist: Bei einer fehlerhaften Berichterstattung steckt oft keine böse Absicht dahinter, sondern ein schlichtes Versehen, menschliches Versagen oder ein Übertragungsfehler. Ein Phänomen, dass Du vielleicht noch aus Deiner Kindheit kennst. Damals nannte man das „Stille Post“. Das Spiel hat den Effekt genutzt, dass auf dem Weg vom Absender oder von der Absenderin zum Empfänger/zur Empfängerin einer Nachricht Inhalte verloren gehen können oder unabsichtlich verändert werden.
Seriöse Quellen stellen fehlerhafte Meldungen im Nachgang richtig oder gleichen ihre Aussagen mit neuen Erkenntnissen und wissenschaftlichen Daten ab und passen die Informationen an.
4 Tipps, die bei der Suche nach validen Informationen helfen können
1. Die Frage nach der Quelle
Kennst Du die Quelle, aus der Deine Informationen stammen? Oft basieren Falschmeldungen auf diffusen Quellenangeben wie dem Hinweis „Aus dem Internet“. Oder die angeblichen Quellen entpuppen sich bei einer Online-Recherche als unseriöse Informationsportale. Schau mal ins Impressum, um zu checken, wer für die Website inhaltlich verantwortlich ist. Nicht selten stecken hinter dubiosen Meldungen Anbieter, die bestimmte Produkte oder Dienstleistungen verkaufen wollen.
Gerade bei medizinischen Quellen lohnt sich deshalb ein zweiter Blick: Ist ein*e selbst ernannte*r „Experte“ oder „Expertin“ wirklich vom Fach und verfügt er*sie über eine entsprechende Ausbildung? Wo wurden die Theorien publiziert? In einem seriösen Fachmedium? Oder in der Boulevardpresse? Verfolgt der*die Verfasser*in mit einer Meldung politische oder persönliche Interessen? Hier kann Dir eine Internetsuche nach Informationen zur Person helfen. Sie zeigt Dir schnell, ob auch andere die Quelle als seriös einschätzen.
2. Die Frage nach den Fakten
Es gibt verschiedene Portale und Online-Angebote, die Dir helfen, Fakten zu überprüfen. Dazu gehören etwa der „Faktenfinder“ der ARD oder der „Faktenfuchs“ des Bayerischen Rundfunks. Auch das Recherchekollektiv „Correctiv“ setzt sich regelmäßig kritisch mit Verschwörungsmythen und Falschinformationen in der digitalen Welt auseinander.
Auch die eigene Recherche nach den verwendeten Quellen der Autor*innen kann gerade bei medizinischen Fragen wichtig sein: Wer die Quelle einer wissenschaftlichen Studie prüft oder angegebenen Zahlen kontrolliert, kann auf so manche Überraschung stoßen. Es ist schon vorgekommen, dass aus Studien nur die Ergebnisse zitiert wurden, die ins eigene Weltbild passen, oder Statistiken nur in Ausschnitten gezeigt werden, die nicht alle Fakten berücksichtigen.
Besonders kritisch sollte man Inhalten gegenüberstehen, die sensationell oder sogar schockierend sind. Klar gibt es auch immer wieder aufsehenerregende News, aber nicht selten werden Fakten verzerrt dargestellt, um sie spektakulärer erscheinen zu lassen. In solchen Fällen ist es sinnvoll, Folgendes zu überprüfen: Gibt es weitere Quellen oder Expert*innen, die die Information bestätigen und mit konkreten Fakten belegen? Oder handelt es sich bei der Information um eine persönliche Anekdote? Gibt es eine Vielzahl bestätigter Fälle? Auch hier kann Dir eine kritische Recherche Aufschluss bringen.
3. Die Frage nach den Bildquellen
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ behauptet ein altes Sprichwort. Doch was, wenn die Bilder aus dem Zusammenhang gerissen sind oder etwas anderes zeigen als behauptet? Hier kannst Du die Bildersuche von Google nutzen und sie einfach umkehren für Deine Zwecke: Einfach ein Bild hochladen und schon kannst Du sehen, aus welcher Quelle es wirklich stammt.
4. Die Frage nach dem Sinn
Grundsätzlich gilt: Oft hilft schon der gesunde Menschenverstand weiter. Gibt es tatsächlich einen Zusammenhang der dargestellten Fakten? Prüfe doch einmal, von wann die Meldung oder wie alt eine Quelle ist. Sind das wirklich neue Erkenntnisse? Oder werden nur alte Informationen neu aufgewärmt und passend interpretiert? Und was sagen seriöse Expert*innen zu dem Thema? Im Zweifelsfall solltest Du lieber persönlich mit einem Mediziner oder einer Medizinerin sprechen, als gutgläubig dem Netz zu vertrauen.2
Gesundheitsinformationen und MS
Auch für Menschen mit MS gibt es viele Fragen. Was macht die Krankheit mit mir? Was bedeutet das – ein Leben mit einer chronischen Krankheit? Wird die Erkrankung meinen Alltag verändern? Hier gilt wie bei allen medizinischen Fragen: Im Zweifelsfall sprich lieber mit Menschen, denen Du vertraust, etwa mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin. Und informiere Dich bei seriösen Quellen, die Du kennst. Falsche News aus dem Internet können Dich nicht nur in die Irre führen, sie verunsichern auch viele Menschen und sorgen so für mehr Stress in ohnehin schon schwierigen Zeiten.
Am Ende geht es dabei vor allem um Vertrauen. So wie Du einer seriösen Quelle eher vertraust als einem*r anonymen Urheber*in im weltweiten Internet, so solltest Du auch bei allen Fragen zu MS und allgemeinen Gesundheitsthemen Gesprächspartner*innen wählen, denen Du vertrauen kannst. Denn nur so lassen sich Fakten sicher von Fiktionen trennen.
Quellen:
1 Vgl. auch „Gefahr durch Fake Medical News“, Dr. Thomas Meißner, aerztezeitung.de, 13.05.2019. https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Gefahr-durch-Fake-Medical-News-254937.html, letzter Zugriff: 25.04.2023.
2 Vgl. auch „Fake News erkennen“, Landeszentrale für politische Bildung NRW. https://www.politische-bildung.nrw.de/digitale-medien/digitale-demokratiekompetenz/fake-news-erkennen#c3491, letzter Zugriff: 25.04.2023.
MAT-DE-2302122-1.0-05/2023