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Die Mode und das Selbstwertgefühl
Nun bin ich nicht besonders groß gewachsen, dafür ist der Umfang etwas suboptimal zur Körpergröße. Besonders am Bauch …
Was dazu führt, dass auch Sweatshirts über der Jeanshose in recht kurzen Beinen zu einem suboptimalen Ergebnis führen.
Wenn ich heute Fotos von mir sehe, wie ich früher herumgelaufen bin, dann finde ich es nicht mehr sooooo eine tolle Idee, das Thema Mode so völlig zu ignorieren.
Aber wie kam es dazu, dass aus meinem reinen
„Ich ziehe mal was an“ ein „Was ziehe ich an und wie sehe ich darin aus?“ wurde?
Das war so ein Wahrnehmungsding. Ich habe mich einfach nicht gesehen. Oder das, was mein „Kleidungsstil“ abgebildet hat.
Heute denke ich, dass meine Kleidung etwas mit mir macht, dass ich mich selber anders sehe, aber auch andere Menschen sehen mich anders. Ich fühle mich anders, wenn ich gut angezogen bin, als wenn ich in Arbeitsklamotten herumschlurfe.
Und ich bin mir sicher, andere Menschen sehen mich auch anders, wenn ich gut angezogen bin, als wenn ich schlumpelig herumlaufe.
Ich merke das an mir selber, ich hasse es regelrecht, wenn Männer (und auch Frauen) in schlabberigen Jogginghosen, mit ungepflegten Haaren und schlurfigen Schritten einkaufen gehen.
Jeder kann ja machen, was er will, aber ich bin sicher, man wird von seiner Umwelt sehr schnell in eine Schublade sortiert, je nachdem, was man trägt, wie man frisiert oder wie gepflegt oder eben ungepflegt man ist.
Das könnte mir ja egal sein, wenn es mich nicht selber so massiv stören würde. Früher war mir das eher egal. Jetzt ist es mir wichtig, aber nicht, weil mich jemand von außen beurteilt, sondern weil ich mich selber beurteile.
Mein äußeres Erscheinungsbild hat etwas mit meinem Selbstwertgefühl zu tun!
Und wenn ich das so empfinde, als gesunder Mensch, denkt dann jemand mit einer schweren chronischen Erkrankung nicht erst recht so? Braucht nicht gerade so jemand ein starkes, ein ausgewogenes Selbstwertgefühl?
Diese Gedanken kamen mir im Laufe der letzten Jahre, es rieselte mir quasi langsam ins Hirn. Und so ganz allein bin ich da ja gar nicht darauf gekommen.
Meine Frau hat eines Tages zu mir gesagt: „Nee, so kannste nicht mehr rumlaufen.“
Erst war ich sauer, was störte sie denn jetzt plötzlich an meinem Outfit? Das war mir ganz und gar unverständlich! Auf einmal waren Jeans und Sweatshirt nicht mehr gut genug?
Nur weil ihr Verständnis von Kleidung ein anderes geworden war, musste ich doch nun nicht plötzlich in einen Anzug schlüpfen?
Ein Anzug ist es nicht geworden, aber eine stylische Cargohose und ein cooles Hemd darüber kommen schon gut rüber!
Ich bin kein „Modekasper“ geworden, der ständig Trends hinterherläuft, aber mir gefallen coole, stylische Klamotten. Es ist auch nicht nur die Kleidung, es ist der regelmäßige Friseurbesuch, gepflegte Fingernägel, alles, was dazugehört.
Ich kann mir gut vorstellen, dass eine positive Einstellung zu Mode und Körperpflege für Menschen mit chronischer Erkrankung eine Rolle spielt. Kleidung und Körpergefühl können abbilden, wie ich mich fühle:
Hey, mir geht’s gut und alle sollen das sehen!
Es kann aber auch sagen:
Mir geht’s nicht gut, aber ich will nicht, dass du das merkst.
Ich kann beides bei meiner Frau finden, habe es anfangs nicht verstanden, nicht kapiert, worum es da geht. Wenn ich das hier aufschreibe, wird mir erneut klar, was Kleidung sein kann, nicht pure Bedeckung des Körpers, nein, Kleidung kann so etwas sein wie ein Wohlfühl- oder Unwohlfühl-O-Meter. Das klingt abenteuerlich, aber es ist eine Erkenntnis aus einigen Jahren mit der MS im Gepäck.
GZDE.MS.19.09.0668
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