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1000 Gesichter der MS, aus der Sicht des Angehörigen

Eine verzweifelte Frau

Wie bin ich angehörig?
Ganz dicht dran – als Partner, Ehemann, Ehefrau?
Als Kind – das nicht mehr zu Hause wohnt?
Als Bruder oder Schwester – die weit weg leben?
Das ist ein Unterschied. Ein gewaltiger sogar.

Täglich mit einer chronischen Krankheit solchen möglichen Ausmaßes zu leben, ist etwas anderes, als sie aus der Entfernung betrachten zu können.

Aus einiger Entfernung kann ich sie wegschieben, für eine Weile vergessen und meinen eigenen Sorgen, oder vielleicht sogar keinerlei Sorgen, nachhängen.

Wenn sie täglich quasi mit am Tisch sitzt, ist das nicht möglich. Als naher Angehöriger bist du fast genauso wie der/die Erkrankte den Unbillen der Krankheit ausgesetzt.

Alles Aufs und Abs treffen dich direkt. Schübe, Symptome, seelisches Ungleichgewicht oder schlechte Laune prallen mit voller Wucht auf.

Genauso wie dich die guten Tage auch voll und ganz erreichen. Das ist der Deal. Wie im richtigen Leben, nur mit einem Zacken mehr in der Krone. Mit einem Topping sozusagen.

Warum stelle ich mich nicht hin und gebe lauter Mut-mach-Tipps? Mach dies, mach das, vermeide jenes …?

Weil das überall nachzulesen ist. Niemand will sich outen und sagen:

„Ja, manchmal ist es hart. Manchmal weiß ich nicht, was ich machen soll! Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt und ich kann nichts tun, außer da sein, die üblichen Trostfloskeln vom Stapel lassen und auf besseres Wetter hoffen.“

„Ich möchte aufwachen und alles ist wie früher. Ich möchte, dass das aufhört, ein böser Traum zu Ende ist. Das hofft der oder die Erkrankte übrigens manchmal auch.“

„Ich möchte weglaufen, möglichst weit.“

Wer will so etwas sagen? Was, wenn der erkrankte Angehörige das liest oder hört?

Ja, was dann?

Als Angehöriger ist es wichtig, dass du dich eben nicht nur ausschließlich als Angehöriger einer/eines Erkrankten begreifst. Du hast eigene Bedürfnisse, eigene Träume, eigene Wünsche, die oft gar nichts mit der Erkrankung zu tun haben.

Es ist wichtig, dass du dein eigenes Leben nicht vergisst. Schau auf dich, auf das, was dich stark und glücklich macht.

Auch wenn sich vielleicht nicht alles mehr gemeinsam realisieren lässt, weil der Partner das nicht mehr kann, so gibt es doch viele Dinge, die dich als Angehörigen „dich selbst“ sein lassen.

Gehe hinaus, triff dich mit Freunden, pflege Hobbys.Alles, was dich stark macht, kommt auch deinem erkrankten Angehörigen zugute!

Ein Mann springt über eine Schlucht

GZDE.MS.18.03.0180