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Wie mir die Kreativität hilft, Fatigue zu überwinden

Kreativität hilft bei Fatigue

Mein Leben mit Fatigue ist manchmal einfach belastend, anstrengend und vor allem äußerst nervend.

Sich der Fatigue hinzugeben, ist für mich keine Option, was aber nicht heißt, dass sie mich nicht oft genug deutlich umhaut und dann nur LIEGEN und RUHE hilft. Wenn sie im Anflug ist und ich es rechtzeitig spüre, dann helfe ich mir entweder mit Schreiben/Bloggen oder mit Malen. Das hört sich paradox an – denn eigentlich lähmt mich meine Fatigue. Aber es gibt auch zum Glück Momente, in denen ich ihr anscheinend die Stirn bieten kann und das nutze ich dann auch aus. Denn es ist mein Leben und somit auch meine Lebensqualität. Die möchte ich mir behalten – auch wenn es schwer wird.

Kreativität und MS

Wenn man schöpferisch tätig ist, befindet man sich automatisch in einem kreativen Prozess. Dabei ist man ganz bei sich. Ich höre während des Malens immer meine Lieblings-CDs und vertiefe mich komplett in meine Arbeit. Ich komme in einen Fluss oder „Flow“ und kann somit in meiner Aktivität völlig aufgehen. Flow ist für mich das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht. Ich kann dem Tagesgeschehen entfliehen und empfinde das Verweilen in diesem Zustand als Glücksgefühl. Ebenso kann es bei mir ein glückliches Unendlichkeitsgefühls hervorrufen, in dem ich für immer oder immer wieder verharren möchte.

Das Tolle daran für uns MSler ist, dass unser eventuell sorgenvoller Alltag somit für eine Zeit lang verschwinden kann oder zumindest in den Hintergrund rückt.

Natürlich muss ich ehrlich sagen, dass ich eine kleine Mal-Ecke habe, in der ein Tisch und all das Material bereitsteht, sodass ich nicht noch erst alles aufbauen muss. Das wäre der Fatigue sicherlich nicht zuträglich. Ebenso kann es sein, dass ich doch mittendrin abbrechen muss – dann kann alles stehen bleiben.

Das heißt, ich habe mein Hobby, meine Muße, der Fatigue angepasst.

Ich kann meinen Gefühlen freien Lauf lassen und mich mit der kreativen Arbeit entsprechend ausdrücken. Es hilft mir, über mich und andere nachzudenken (ohne Störung von außen), manches aus einer anderen Perspektive zu sehen und ich spüre, dass ich oft auch Hindernisse überwinde – das motiviert mich dann weiterhin und hilft mir sogar in anderen brenzligen MS-Situationen, gelassener zu bleiben. Es gibt beim kreativen Schaffen für mich keine Regeln, ich kann loslassen und experimentieren und erde mich dabei immer wieder.

Kunst und Multiple Sklerose

Wenn ich mit Malen, Zeichnen oder Nähen starte, bereite ich alles kurz vor und ergebe mich in dem für mich so hilfreichen Ritual des Musikhörens und der Atmosphäre in meinem Eckchen! ? Und schon beginnt es zu fließen, ich merke, wie ich wieder mehr zu meiner Balance finde, wie ich zur Ruhe komme und sich auch irgendwann der Flow einstellt. Meine Fatigue ist unter Umständen dabei, aber dieser Flow, der so viel größer ist als die Fatigue, der schafft es, sie so in Schach zu halten, dass sie mich nicht betrübt. Ich spüre dann auch meine anderen Beeinträchtigungen weniger (und auch das scheint paradox, denn meine stets taube Hand malt ja schließlich und auch längeres Sitzen oder Stehen fällt mir normalerweise schwer). Im Fluss des Malens, wenn ich abtauchen kann, ganz eins mit mir sein kann, dann spielt das plötzlich keine Rolle mehr – mein Inneres scheint sich sinnvoll anzupassen und ich schwebe sozusagen! ?

Und all dies ist immer ohne Leistungsdruck: Ich muss nicht, ich kann und darf. Wenn ein Bild blöd geworden ist, wird es später wieder übermalt. Es geht einzig um das schöne Gefühl, den Alltag hinter sich lassen zu können.

Probiert es aus – es gibt viele Möglichkeiten und auch anders: Wenn ich eines oder mehrere Sudokus mache, komme ich auch in solch einen Flow und auch das hilft (wieder scheinbar paradox) gegen meine Fatigue!

Multiple Sklerose bedeutet Stark sein.
Sammy

MAT-DE-2006714 -2.0-07/2023