Ich bin (teil)alleinerziehende Mutter mit einem fast 7-jährigen Sohn und wir wohnen in einem Hausprojekt in Leipzig. Seit Juni 2016 begleitet mich die Multiple Sklerose. Angefangen hat es als Erstsymptom mit einer Sehnerventzündung und bereits zwei Wochen nachdem der erste Schmerz aufgetreten war, erhielt ich die MS-Diagnose im Uniklinikum Leipzig.
Ich war 34 Jahre alt und mein Sohn gerade erst 1,5 Jahre. Trotz des ersten Schocks musste der Alltag als alleinerziehende Mutter erstmal normal weitergehen, jedoch habe ich schnell gemerkt, dass die Diagnose mich sehr stark veränderte: Ich litt unter großen Ängsten und konnte meinen Alltag immer weniger bewältigen. Ich dachte, ich könnte für meinen Sohn nicht mehr da sein und mich nicht mehr ausreichend um ihn kümmern. In den ersten Monaten hatte ich dadurch starke depressive Phasen, weinte sehr viel und ging fast nicht mehr raus, wenn mein Sohn mal nicht da war. Wenn er bei mir war, konnte ich noch alle Kraft zusammennehmen, um ihm einen Alltag zu bieten. Alleine war ich aber zu fast nichts mehr fähig, lag nur auf der Couch, weinte und konnte kaum in soziale Interaktion mit anderen Menschen gehen.
In Absprache mit meiner Neurologin habe ich daraufhin eine Psychotherapie begonnen, bei der eine Anpassungsstörung aufgrund der Diagnose festgestellt wurde. Fast zwei Jahre ging diese Therapie und es hat mir sehr geholfen, meine Ängste in den Griff zu bekommen und mein Selbstwertgefühl wieder zu stärken.
Wege um die Basistherapie herum
Zur Behandlung meiner Multiplen Sklerose selbst hatte ich mich erstmal gegen eine Basistherapie entschieden, obwohl bei jedem MRT neue, kleine Entzündungsherde festgestellt wurden. Ich hatte Angst vor den Nebenwirkungen einer Therapie und auch davor, dass ich durch diese meinen Alltag mit Kind nicht mehr bewältigen könnte. Ich dachte, ich könnte die Symptome einfach aussitzen.
2020 ging es mir dann jedoch immer schlechter und das nächste MRT wurde gemacht. Nach der Auswertung sagte meine Neurologin mir sehr direkt, dass ich eine aktive MS hätte und wir nun unbedingt mit der Basistherapie beginnen müssten. Trotz dieser klaren Aussage meiner Ärztin hatte ich das Gefühl, dass ich noch nicht alles vor diesem Schritt gegeben hatte, und wollte deshalb immer noch nicht eine Therapie beginnen.
MS besiegen durch Ernährungsumstellung?
Mein Plan war, an mir und meinem Lebensstil zu arbeiten und damit die MS zu „besiegen". Das war der Start für meine Ernährungsumstellung. Inspiriert durch das Buch von Dr. Terry Wahls habe ich mich für ihren Ansatz entschieden. Sie ist selbst an Multipler Sklerose erkrankt und setzt neben der Ernährung auch auf die Komponenten Bewegung und Stressbewältigung, um die MS in den Griff zu bekommen.
Ich mache keinen speziellen Sport, sondern konzentriere mich auf die tägliche Bewegung, die im Alltag stattfinden kann, und komme so auf mindestens 10.000 Schritte am Tag. Bewegung hilft mir auch, den Stress zu minimieren, jedoch ist dieser bisher immer noch mein größtes Problem im Alltag. Als Alleinerziehende mit Lohnarbeit kann ich Stress einfach sehr schwer reduzieren.
Umso einfacher fiel mir, wider Erwarten, die Umstellung meiner Ernährung. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich Milch- und Milchprodukte, Industriezucker und Gluten von meinem Speiseplan gestrichen, womit auch die Masse an industriell verarbeiteten Lebensmitteln weggefallen ist.
Die Menge von etwa 9 Tassen an Obst und Gemüse esse ich nun täglich und lebe nach dem Satz: „Iss reichlich, iss lecker, iss bunt!". Mein Essen besteht hauptsächlich aus Gemüse und wird auch täglich frisch zubereitet. Weiter esse ich mehrmals in der Woche Fleisch in Bioqualität, Nüsse und Eiweiß. Milchprodukte, Zucker und Gluten versuche ich möglichst wenig durch Ersatzprodukte auszutauschen, sondern diese durch die oben genannten Lebensmittelgruppen zu ersetzen.
Die Umstellung fiel mir recht leicht, obwohl ich zu Beginn eben diese Ersatzprodukte gegessen habe. Je mehr ich mich mit der Vielfalt meiner Möglichkeiten beschäftigt habe, umso kreativer wurden meine Ideen. Mittlerweile esse ich eine Vielzahl an Gemüse und Obstsorten, die ich vorher nie probiert habe. Meine Süßigkeiten sind nun Rosinen und Obst und sogar Smoothies haben Einzug in meinen Speiseplan gehalten, was vor einem Jahr noch undenkbar für mich war.