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Selbstfürsorge ist mehr als nur ein Wort
Für sich selbst zu sorgen, ist kein Egoismus, sondern sehr oft eine dringende Notwendigkeit. Nur wer auf sich selbst genügend achten kann, kann auch Kräfte sammeln, um für andere da zu sein!
Gerade in letzter Zeit ist mein Leben erheblich schwieriger geworden, da mein Mann sehr schwer erkrankt ist. Hier ist Selbstfürsorge für mich wie ein Mantra geworden, als ich merkte, dass ich mich schnell übernehme: in dem Versuch zu helfen, da zu sein und mich zu kümmern …
Ich schaffte das auch eine Weile – bis ich zusammenbrach.
Spätestens da wurde mir klar: So kann es nicht weitergehen. Wenn ich meinem Mann helfen möchte, muss ich auch mir helfen – vielleicht sogar zuerst.
Selbst im Flugzeug gibt es die Anweisung des Flugpersonals, dass man im Notfall erst sich selbst versorgen solle und dann erst die Begleitpersonen … Das hören wir so oft auf Flügen, aber wer macht sich wirklich Gedanken darum? Und dabei birgt es eine so wertvolle Erkenntnis: Nur wenn ich mir selbst helfe, bin ich stark genug und in der Lage, auch anderen zu helfen.
So weit die Theorie! ?
Im Alltag ist das noch einmal anders, denn man rutscht immer wieder sehr schnell in die Helferschiene.
Aber für mich war nach diesem Zusammenbruch klar: ich MUSS für mich sorgen.
Selbstfürsorge: Da haben wir das Hip-Wort, das aber tatsächlich so wichtig ist. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit: Wir brauchen Auszeiten und Stunden nur für uns – um bei uns zu bleiben und um bei uns anzukommen, wenn wir wieder mal „außer uns“ sind!
Ich musste nach dem Debakel, das mich ereilte, wieder in die Balance kommen – das spürte ich deutlich. Und dann hörte ich auch mal intensiv zu, wenn mir Freunde sagten: „Ich weiß gar nicht, wie Du das alles schaffst – und das mit Deiner MS; das würden ja Gesunde kaum schaffen!“
Ich neige nämlich dazu, mein tatsächliches „Schaffen“ herunterzuspielen, als sei es das Normalste auf der Welt. Aber, das Zuhören und Nachsinnen half mir enorm: Denn tatsächlich, was ist gerade an meiner Situation mit einem todkranken Mann normal??? NICHTS!
Meine MS spürt das auch, denn sie zickt so gehörig, dass ich mir Gedanken mache und zum Neurologen gehen muss. Mein Körper zeigt mir also, dass nicht alles ok ist.
Also hilft nur, mich – MICH – wiederzufinden in all diesem Drama und auf meine innere Stimme zu hören, meinem Bauchgefühl mehr zu vertrauen und wieder meine Mitte zu finden – wieder in Balance kommen.
Selbstmitgefühl
Selbstmitgefühl, das habe ich für mich so recherchiert und angenommen, hat auch mit Selbstliebe zu tun. Selbstliebe ist so nötig, um sich selbst Mitgefühl schenken zu können. Also widmete ich mich gedanklich auch der Selbstliebe und stellte fest, dass sie mir teilweise gehörig fehlt. Das Herunterspielen der dramatischen Situation ist so ein Beispiel.
Also hieß es für mich: Ich muss aktiv werden und mich mehr um mich SELBST kümmern, ich brauche Energiequellen, um für mich und meinen Mann stark zu sein.
Und tatsächlich: Ich fing wieder an, mehr außer Haus zu gehen, mich mit Freunden zu treffen, auch wenn mir das oft schwerfiel, da ich meinen kranken Mann zu Hause wusste und auch spürte, dass es ihm schwerfiel, wenn ich ging, … schaffte ich es in liebevoller Abgrenzung (und auch vielen Gesprächen mit ihm), mich selbst wieder mehr auf die Beine zu stellen. Einfach war das nicht, denn die drohende endgültige Prognose schwebt ja immer wie ein Damoklesschwert über uns. Aber diese Abgrenzung musste sein, denn ich tankte tatsächlich auf. Es ist nicht so, dass ich stundenlang weg bin, denn das schaffe ich momentan aufgrund der zickenden MS gar nicht, aber mal auf ein Kaffeestündchen bei einer Freundin sein: Das tat und tut mir so gut, dass ich es nicht mehr aufgeben mag. Ich komme wieder bei mir an, wenn ich mich auch amüsiere und ablenke. Ich spüre wieder mich – Heike – und nicht die pflegende Angehörige. Ich finde wieder meine Mitte – inmitten des Dramas.
Ich gönne mir Auszeiten, ich male wieder mehr – auch das bringt mir Abstand und hat für mich etwas Meditierendes – und ich versuche, all das ohne ein schlechtes Gewissen zu schaffen: DENN ich spüre ja die Auswirkungen, ich spüre mein sich steigerndes Wohlbefinden und meine wiederkehrende kleine Energie, meine Gelassenheit … Und wenn das wieder in mir wohnt, ich also gut für mich gesorgt habe, dann – dann schaffe ich es auch wieder besser, für meinen Mann da zu sein und für ihn die vielen Aufgaben zu übernehmen, die er alleine nicht mehr schafft.
Selbstfürsorge – ein großes Wort und eine große Wahrheit
Ich hoffe, dass ich nun auch fürs Leben daraus lerne, denn nicht nur in Krisensituationen ist Selbstfürsorge wichtig, sondern im Leben überhaupt. Das ist nun mein neues Übungsfeld, mein persönliches Trainingslager!
Liebevolles Abgrenzen, gesunde Selbstliebe und daraus resultierende Selbstfürsorge! Drückt mir die Daumen, dass ich es schaffe! Und Euch wünsche ich es ebenfalls von Herzen – fangt am besten so früh wie möglich mit dem „Trainingslager Selbstfürsorge“ an! ?
MAT-DE-2006697-2.0-09 /2023
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