Ein gutes Verhältnis zwischen Arzt bzw. Ärztin und Patient*in ist die Grundlage für eine gute Gesundheitsversorgung. Aber was ist ein gutes Verhältnis? Vertrauen ist wichtig, um ehrlich und offen mitzuteilen, wie Du Dich fühlst, und die Fragen zu stellen, die Du wirklich klären möchtest. Eine gute Beziehung kann Dir helfen, Sorgen abzubauen und entspannter zu sein. Dann ist es leichter, neue Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten.

Auch Ärzte und Ärztinnen sind in erster Linie Menschen

Vergiss nicht: Dein Arzt oder Deine Ärztin steht auf Deiner Seite und möchte das Beste für Dich und Deine Gesundheit. Vielleicht fällt es Dir manchmal schwer, bestimmte Fragen zu stellen, zum Beispiel zu Blasen- und Darmproblemen oder Empfindungsstörungen beim Sex. Diese Themen anzusprechen, ist nicht immer einfach. Oder Du traust Dich nicht, darum zu bitten, Informationen zu wiederholen. Aber genau dafür ist Dein Arzt oder Deine Ärztin da. Mediziner*innen verschreiben nicht nur Medikamente für Deine MS, sondern klären auch auf und helfen Dir, Deine Erkrankung zu verstehen. Sprich auch offen mit Deiner Neurologin oder Deinem Neurologen über alle Veränderungen, die Dir auffallen – selbst wenn sie Dir unwichtig erscheinen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: gerade kaum merkliche Veränderungen können wichtige Hinweise auf einen chronisch schwelenden Krankheitsprozess sein.

Du kannst dabei alles fragen, was Dir wichtig vorkommt. Erkundige Dich zum Beispiel auch, wie Deine Symptome einzuordnen sind. Oder wie der MS-Verlauf und die Prognose aussehen können. Fragen über die Einnahme, die Wirkung und eventuelle Nebenwirkungen Deiner MS-Medikamente solltest Du ebenfalls ansprechen. Wenn Du Fachbegriffe wie Autoimmunerkrankung nicht verstehst, frage nach einer anschaulichen Erklärung.



 » Bei Fragen im Arztgespräch gibt es keine Tabus «



Sprich auch über Deine Erwartungen, Lebensumstände und Zukunftspläne. So kannst Du gemeinsam mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin überlegen, wie Du die Therapie am besten in Deinen Alltag integrieren kannst und wie Dein Leben mit MS aussehen kann.

Du möchtest die für Dich optimale MS-Therapie?

In dem Experteninterview „Die Behandlung gemeinsam mit Deinem Arzt bzw. Deiner Ärztin festlegen?“ erläutert der Neurologe Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, wie Du mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin die beste Strategie für Deine MS-Therapie auswählen kannst.

Wie erkläre ich meine MS-Symptome?

Beschreibe Deine MS-Symptome so kurz und konkret wie möglich. Welche Beschwerden treten auf, seit wann bestehen sie, wie häufig kommen sie vor und wie verändern sie sich? Versuche, diese Fragen kompakt zu beantworten. Manchmal helfen Vergleiche, um Empfindungen verständlich zu machen. Du kannst zum Beispiel Formulierungen nutzen wie „Das fühlt sich an wie …“ oder „Das ist so ähnlich wie …“.

Notiere Dir auch Alltagssituationen, in denen Dir Deine Symptome besonders auffallen. Dabei kann ein Symptomtagebuch helfen. Und ganz wichtig: Sei ehrlich, auch wenn manche Beschwerden schwer greifbar sind und Du Verschlechterung vielleicht gar nicht wahrhaben willst. Beobachte Deinen Körper regelmäßig auf subtile Veränderungen, die auf eine Krankheitsprogression hindeuten könnten. Achte besonders auf schleichende Verschlechterungen wie zunehmende Erschöpfung, leichte Koordinationsprobleme oder kaum merkliche kognitive Veränderungen, die leicht übersehen werden können.

Bei all der Selbstbeobachtung solltest Du aber nicht vergessen, Deinen Alltag zu genießen und die MS nicht immer in den Mittelpunkt zu stellen. Ganz nach dem Motto: Schenke Deiner MS so wenig Aufmerksamkeit wie möglich und nur so viel wie nötig. 

Zu zweit zum Arztgespräch

Besonders bei den ersten Besuchen kann es hilfreich sein, wenn Dein Partner oder Deine Partnerin oder ein vertrauter Mensch Dich begleitet. Aber auch später kann eine Vertrauensperson Dich unterstützen. Vier Augen und Ohren sehen und hören mehr als zwei. Außerdem kann es auch vorkommen, dass Deine Angehörigen Fragen haben, die sie gerne mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin besprechen möchten. 

Eine echte Stütze – die MS-Nurse

In manchen Kliniken oder neurologischen Praxen gibt es sogenannte MS-Nurses als Ansprechpartner*innen für Dich. Diese haben viel Erfahrung in der Begleitung von Menschen mit MS und kennen sich gut mit den verschiedenen Therapieoptionen aus. MS-Nurses unterstützen Dich zum Beispiel dabei, Kontrolltermine einzuhalten. Sie können auch viele Fragen rund um die MS beantworten. Nurses sowie Ärzte und Ärztinnen stimmen sich untereinander intensiv ab, um Dich optimal zu unterstützen. Nutze die Chance und profitiere von den Erfahrungen der MS-Nurse.

Wie bereite ich mich auf das Arztgespräch vor? Hilfreiche Tipps

Wenn Du es schwierig findest, mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin über bestimmte Themen zu sprechen, helfen Dir vielleicht folgende Tipps:

  • Mach Dir vor dem Gespräch Notizen: Notiere Dir alle Fragen, die Du hast, und überleg Dir, wie Du Deine Themen ansprechen kannst. 

  • Versuch doch mal ein Rollenspiel mit einem*r Freund*in oder einem Familienmitglied – so kannst Du Formulierungen ausprobieren und üben, was Du sagen möchtest.

  • Nimm Deine Aufzeichnungen mit, zum Beispiel die Dokumentation Deiner Symptome oder Dein Therapietagebuch, um sie im Gespräch durchzugehen.

  • Trau Dich, Entscheidungen Deines Arztes oder Deiner Ärztin zu hinterfragen!

Hier findest Du einen Leitfaden für das Arztgespräch. Damit möchten wir Dich bei wichtigen Gesprächen unterstützen, in denen es um Dein Leben mit MS geht und darum, was Dir am wichtigsten ist.

 

 

MAT-DE-2501897-1.0-06/2025