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Keine Panik!

Alex und Silas

Meine Mutter hat MS, das ist für mich aber nicht neu. Als sie die Diagnose bekam, war ich sieben Jahre alt und ich kann mich, wenn ich ehrlich bin, gar nicht mehr so genau daran erinnern, wie es vorher war.

Meine Mutter bemüht sich immer, unseren Alltag so normal wie möglich zu gestalten. Natürlich gibt es Einschränkungen, was die gemeinsame Freizeitgestaltung betrifft, aber trotzdem werden wir uns immer einig. Ich weiß, dass meine Mutter manchmal mit Symptomen zu kämpfen hat. Dann ist es für mich nicht so einfach, Freunde einzuladen, gerade über Nacht. Wir haben es auch zur Gewohnheit gemacht, so oft wie möglich miteinander Federball zu spielen. Das fällt halt auch manchmal aus, aber ich bin ja kein kleines Kind mehr, dass ich das nicht verstehen könnte, und es kommen auch wieder gute Tage mit weniger Einschränkungen.

Manchmal werde ich gefragt, ob ich keine Angst habe, auch Multiple Sklerose zu bekommen. Nein, ich habe nicht wirklich Angst davor, denn meine Mutter hat schon oft mit mir darüber geredet und gesagt, dass es von der medizinischen Forschung aus keine Anzeichen dafür gibt, dass die MS vererbbar ist. Anders sieht es da mit ihrer Schuppenflechte aus, die ja angeblich vererbbar sein soll. Bis jetzt habe ich aber noch keine Anzeichen dafür. Man sagt ja, dass sie, wenn man sie bekommt, meistens in der Pubertät beginnt, aber bis jetzt ist alles gut.

Wenn ich nun doch eine der beiden Krankheiten bekommen sollte, wüsste ich jetzt auch nicht, wie ich darauf reagieren soll. Ich will mir jetzt noch keine Gedanken darüber machen, sonst mache ich mich ja nur verrückt. Wenn es so sein soll, muss und werde ich auch damit umgehen müssen. Ich könnte auch nächstes Jahr plötzlich irgendeine andere Autoimmunkrankheit bekommen, die weder mein Vater noch meine Mutter hat. Ich möchte mir keine Gedanken machen über Dinge, die noch gar nicht eingetroffen sind oder vielleicht eintreffen werden.

Die Krankheiten meiner Mutter beeinträchtigen mich persönlich wenig. Ich bin mittlerweile 15 Jahre alt und meine Mutter muss gar nicht mehr so viel für mich machen. Vor Kurzem hatte sie Probleme mit ihrem Arm und ich war derjenige, der uns das Gemüse geschnitten hat, weil sie es eben in dem Moment nicht konnte: Sie hat das für mich früher gemacht, ich tue es, wenn es nötig ist, eben heute, aber das ist ja nicht so schlimm und kommt wirklich sehr selten vor.

Ich denke gar nicht so oft an die Multiple Sklerose, weil es meiner Mutter meistens gut geht und man oft gar nicht merkt, dass sie krank ist. Manchmal hat sie schon Symptome, aber bisher ging das immer wieder zurück und ich hoffe einfach, dass das so bleibt. Wenn nicht, werden wir dafür eben eine Lösung finden müssen. Vielleicht bin ich da auch ein bisschen naiv, aber ich möchte nicht ständig über irgendwelche düsteren Dinge nachdenken. Vielleicht ist es gut, dass ich noch so klein war, als meine Mutter krank wurde. Ich bin damit aufgewachsen und deshalb ist das für mich alles normal!

MAT-DE-2006695-2.0-09/2023