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Sexualität ist im Allgemeinen schon ein schwieriges Thema

Probleme und Lösungen

Sexualität ist im Allgemeinen schon ein schwieriges Thema. So unterschiedlich wie die Menschen selbst, so divers ist auch das Verhältnis zur Intimität. Inwiefern spielt also ein Faktor, der in sich schon ebenso weitläufig ist wie die MS, in diese Sache mit hinein?

Sex mit Einschränkungen

Als quasi „Außenstehender“ würde ich sagen: nicht allzu sehr. Hierbei muss man allerdings auch dazu sagen, dass meine Partnerin glücklicherweise seit einigen Jahren dank der Medikamente stabil ist. Natürlich gibt es Einschränkungen. Harnwegsinfekte sind beispielsweise oft ein Problem. Zusammen mit einer hin und wieder auftretenden Fatigue wirkt sich das natürlich auf die Häufigkeit aus. Hinzu kommt ein Antidepressivum, das sie seit der Diagnose nimmt, was sich ebenfalls, wie es mit diesen Medikamenten leider so oft der Fall ist, negativ auf die Libido auswirkt. Alles in allem würde ich also sagen, dass an sich weniger die Qualität darunter leidet, sondern eher die Quantität.

Es braucht immer zwei

Das Wichtigste in dieser Situation, und das ist vollkommen losgelöst von der MS oder jeder anderen Diagnose, ist die offene Kommunikation. Meine Partnerin hatte mir bereits beim ersten Treffen von der Krankheit erzählt und das Gröbste erklärt. Alles Weitere stellte sich dann nach und nach heraus, aber durch einem offenen Umgang damit und miteinander gab es nie ein ernstes Problem dadurch. Im Allgemeinen werden mich wahrscheinlich Beziehungsratgeber und Self-help-Aktivisten jeder Art in diesem Punkt bestätigen, dass eine freie und offene Kommunikation in der Beziehung das A und O ist.

Probleme und Lösungen

Somit kamen wir auch mit den einen oder anderen Handicaps gut zurecht. Sensibilitätsstörungen an den Handinnenflächen beispielsweise führten dazu, dass manuelle Befriedigung nicht immer gar so zärtlich wurde wie vielleicht geplant. Aber da ich im Vorfeld davon wusste, konnte ich entsprechend reagieren und gab Hilfestellung, wo ich konnte. Ein anderer Punkt war die Austrocknung der Vagina. Wahrscheinlich jeder Mann wird früher oder später Paranoia bekommen, wenn die Partnerin mitten im Akt vom tropischen Regenwald in die Sahara zur Trockenzeit mutiert. Aber nach einem längeren Gespräch haben wir auch hierfür eine Lösung gefunden und ich bin dankbar, dass wir in einer Zeit leben, in der es Gleitgel in den verschiedensten Varianten und Körperverträglichkeiten gibt – ganz zu schweigen von den Geschmacksrichtungen!

Trotzdem die schönste Nebensache der Welt

Mein Fazit also ist dieses: Die einzigen Grenzen in diesem Bereich sind die, die man sich selbst setzt. Ja, körperliche und mentale Handicaps können einschränken, aber es gibt Alternativen oder Kompromisse, die man für jede Situation finden kann. Es ist wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass wir alle unsere eigenen Vorlieben und Abneigungen haben. Dinge, die wir gut können und weniger gut. Daher ist es ebenso wichtig, miteinander offen zu sprechen und gemeinsam daran zu arbeiten. Die Sexualität im 21. Jahrhundert ist so weitläufig geworden, dass sie sich längst nicht mehr auf den Austausch von Körperflüssigkeiten beschränkt, sondern um das Wissen aus dem alten Indien, Japan und wer weiß wo sonst noch her erweitert worden ist. Hinzu kommen die Entwicklungen aus der Industrie, die Präparate und Hilfsmittel für so ziemlich alles bieten, was uns bisher in den Sinn gekommen ist, und einige Dinge, an die wir noch nie gedacht hatten. Somit kann eigentlich keiner mehr sagen, dass es für ein Problem im Schlafzimmer keine Lösung geben würde. Und sei es auch nur, dass man die Aktivitäten ins Wohnzimmer verlegt.

Marc heißt eigentlich gar nicht Marc. Er wollte anonym bleiben – wir haben seinen Namen geändert. Den Blogbeitrag seiner Freundin Kerstin zum Thema Sexualität findet ihr hier.

MAT-DE-2301291-1.0-05/2023