
Ein weiteres Hilfsmittel begegnet mir in dieser Reha. Der Schrecken der Straße: der Rollstuhl
Und ja, es ist nicht Liebe auf den ersten Blick, das gebe ich zu. Ich will keinen Rollstuhl! Ein Rollstuhltraining sowieso nicht! Ich will GEHEND hier raus. Ende der Durchsage! Aber selbst hier mache ich meine eigenen Erfahrungen. Zu Demozwecken, wie gut ich den Rollstuhl im Griff habe, rolle ich mit einem fremden Rollstuhl durch die Gegend. Ich mache eine Drehung nach links, eine nach rechts und liege prompt auf der Nase. Dieses Exemplar hat es in sich.
So viel zum Thema: Ich kann Rollstuhl fahren. Nee, schon klar, Christine 🙈😉, du hast es drauf.
Zusätzlich sitze ich abends fast alleine im Speisesaal, da alle coolen Leute in der Pizzeria sitzen. Und die gehen wesentlich schlechter. Was ist hier los? Finde den Fehler! Sie sind mit ihrem Hilfsmittel, dem Rollstuhl, Pizza essen gefahren. Ihre Devise lautet: Kraft sparen, Hilfsmittel annehmen und Spaß haben. Nach dieser Aktion melde ich mich für ein Rollstuhltraining an.
Dies empfehle ich aus voller Überzeugung, besonders in Zeiten, in denen wir fitter sind. Warum? Weil wir dort, im geschützten Raum mit Gleichgesinnten und Experten, den Umgang mit diesem Hilfsmittel erlernen. Alltagssituationen wie zum Beispiel Bahnen fahren, Ankippen, Anfahren, Bremsen, den Berg hochfahren und und und erlernen wir hier. Zusätzlich macht es Spaß, mit Gleichgesinnten dies gemeinsam zu erlernen. Der verpönte Rollstuhl wird hier vom Feind zum Freund.

Mein persönliches Fazit
Mittlerweile gehören mein Rollator und mein Rollstuhl zu meinen täglichen Begleitern. Den Rollator benutze ich überwiegend im Innenbereich oder im Garten. Der Rollstuhl kommt innen und außen zum Einsatz. Sie geben mir Freiheit, Mobilität, Sicherheit und enorm viel Lebensqualität zurück. Das habe ich mir vor Jahren in den kühnsten Träumen nicht erhofft. Eine kleine Liebesbeziehung ist nach anfänglichen Schwierigkeiten entstanden. 😉
Klar finde ich den Zustand „Gesund sein“ definitiv besser, aber ich mache das BESTE aus meiner Situation. Im Laufe der Jahre schleicht sich das ein oder andere Hilfsmittel in den MS-Alltag ein. Die MS hat ihre Tücken und Facetten und viele unterschiedliche MS-Symptome. Diese gilt es auszugleichen und zu akzeptieren.
Ich persönlich brauche immer sehr lange, bis ich den nächsten Schritt zum nächsten Hilfsmittel mache. Es kostet mich jedes Mal Überlegung und Überwindung. Ist der Leidensdruck endlich groß genug, bin ich bereit, weitere Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Was ich aber überhaupt nicht leiden kann: gut gemeinte Tipps von Angehörigen und Freunden, die immer genau wissen, welche Hilfsmittel ich wann und wo brauche. Nein, das brauche ich nicht, denn ich alleine bestimme, wann ich das nächste Hilfsmittel in mein Leben lasse. Ratschläge sind in diesem Fall Schläge!
Es gibt aber auch Hilfsmittel, die keine große Überzeugung benötigen: wie mein Liegerad. Dieses bereitet mir stetig große Freude. Ich bin mobil, mein Aktionsradius erweitert sich enorm. Ich erkunde Ecken, die ich mit meinem Rollstuhl niemals erreichen kann.
Ein schönes Hobby, um den Kopf freizukriegen. Meinen Blog-Lesern zeige ich über Instagram, wo ich hinfahre, was ich erlebe und sehe. Perfekt! Hilfsmittel sind kein Teufelszeug, sie erleichtern das Leben!
Use it or loose it, sagt
Deine Christine!
❤️
