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Ich lass' mir die Seele streicheln

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Eigentlich lese ich zur Entspannung, nur immer klappt das auch nicht. Mein Lieblingsgenre ist der (Psycho-)Thriller und da geht es meistens nicht sehr kuschelig zu. Und manchmal brauche ich tatsächlich auch etwas Abstand zu meinen Büchern, denn die eine oder andere Geschichte kann mich mitunter schon mal mitnehmen.

Außerdem gibt es da ein Phänomen, das – gerade bei Buchbloggern – gerne mal auftritt: Das allseits gefürchtete Leseloch! Egal welches Buch ich mir dann nehme, keines kann mich auch nur ansatzweise fesseln, ganz egal wie gut es eigentlich ist. Da ich danach eine Rezension darüber schreibe, nehme ich lieber erst mal etwas Abstand, bevor ich ein Buch verreiße, nur weil ich eigentlich gar keine Lust zum Lesen habe.

In der Schule habe ich das Fach „Kunst“ abgrundtief gehasst! Ich bin einfach völlig unbegabt, was das Zeichnen angeht, obwohl ich es gerne könnte und mich auch immer bemüht habe. Meine Noten setzten sich meist bei „ausreichend“ fest und so war meine, sowieso schon angeschlagene, Motivation gleich Null.

Ich liebe Farben, je bunter, desto besser und ich habe immer wieder versucht zu malen und war oft schon traurig über das, was ich da fabriziert hatte. Aufgeben gilt aber damals wie heute nicht bei mir und so habe ich Malbücher für Erwachsene entdeckt! Ausmalen kann ich nämlich und da kann ich auch meiner Farbfantasie freien Lauf lassen. Da ich ein sehr, sehr spontaner Mensch bin und erst oft nach meinem Handeln nachdenke, habe ich mich eingedeckt! Buntstifte, diverse Malbücher, ein neuer Spitzer und zuhause angekommen war ich sehr zufrieden mit meiner Ausbeute.

Angefangen habe ich mit Mandalas. Heute eines, morgen ein anderes, übermorgen das dritte im Buch und am nächsten Tag war ich schon gelangweilt. Außerdem haben mir meine Werke überhaupt nicht gefallen, denn ich mag satte, leuchtende, deckende Farben und das geben meine Buntstifte einfach nicht her. Und nur Mandalas? Na ja…

Also noch mal zurück in den Laden und da habe ich es gesehen: Eulen! Ein ganzes Buch voll mit Eulen in den verschiedensten Ausführungen, sogar anspruchsvoll! Außerdem nahm ich dann auch noch gleich eine Menge Fineliner in allen möglichen Farben mit und machte mich an die Arbeit.

Zuerst habe ich überlegt, ob die eine Farbe zur anderen passt, aber je länger ich ausgemalt habe, desto öfter habe ich einfach aus dem Bauch raus nach irgendeiner Farbe gegriffen und habe mich einfach so leiten lassen. Das Ergebnis kann sich, meiner Meinung nach, sehen lassen.

Wenn ich ausmale, dann geschieht das recht spontan, und ich habe auch nicht den Anspruch ein Bild in einer gewissen Zeit fertig zu bekommen. So kann es schon mal sein, dass ich monatelang an einem Motiv sitze und immer mal wieder für ein paar Minuten oder manchmal auch Stunden ausmale.

Das Ausmalen macht meinen Kopf frei. Meine Gedanken gleiten so dahin und oft kommen mir beim Ausmalen die tollsten Ideen und die Energie, diese auch umzusetzen. Wie auch beim Lesen in der Geschichte, verliere ich mich komplett im Bild und was links und rechts von mir geschieht, nehme ich oft gar nicht wahr. Das ist meine Auszeit und streichelt meine Seele. Ich liebe es zuzusehen, wie sich das eben noch blasse Bild, zu einer Farbenpracht zusammensetzt und mir fast lebendig erscheint! Irgendwie baue ich eine Beziehung zu den Motiven auf, was mir selbst ein bisschen seltsam erscheint, aber so ist es nun mal. Das Ausmalen tut mir gut, ich vergesse eventuellen Stress, anstehende Termine rücken ganz weit in den Hintergrund und ich bin einfach nur ich. Zufrieden mit mir und meinem Leben, genauso wie es ist. Keine Gedanken an die MS, an das was vielleicht noch geschehen könnte. Ich bin einfach nur ich – vollkommen entspannt!

MAT-DE-2006288_v1.0 (12/2020)