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Es ist nirgends schöner als daheim

Schwarzwald Multiple Sklerose Blogger

Träume hat jeder von uns! Mehr oder weniger groß und seit meiner Diagnose bin ich der Ansicht, dass man versuchen sollte, sich seine Träume zu erfüllen, wenn möglich.

Ich träume davon, mal einen Urlaub auf den Malediven zu erleben, eine Kreuzfahrt vielleicht, ich wollte so gerne mal das Musical „Das Phantom der Oper“ sehen. Ein ganz großer Traum ist es, ein Konzert von „The Dark Tenor“ zu erleben, ich wünsche mir so sehr wieder Dauerkarten für unseren Lieblingsverein FSV Mainz 05.

All diese Träume werden wohl größtenteils Träume bleiben. Malediven geht nicht (mehr) wegen der Hitze – Schubgefahr! „Das Phantom der Oper“ läuft meines Wissens schon gar nicht mehr! „The Dark Tenor“ vielleicht schon irgendwann mal, aber Dauerkarten für meinen Herzensverein? Kann ich vergessen! Ich bräuchte mittlerweile wegen der MS einen Sitzplatz und knapp 1000 Euro für drei Dauerkarten? Das geht einfach nicht! Vor meiner MS hatten wir knapp zehn Jahre lang Dauerkarten für Stehplätze. Es war immer das Highlight, wenn wir in voller Ausstattung zu unseren 05ern gepilgert sind, die netten Leute im Block wiedergesehen und zusammen gefiebert haben. Das war eine tolle Zeit, die ich nicht missen möchte! Aber hier gilt – entweder wir alle drei oder keiner und da sind wir uns einig!

Die meisten dieser Träume hat mir die Multiple Sklerose genommen, es gibt da aber diesen einen Traum, für den ich fast alles geben würde: Ich will wieder nach Hause! Ich will so dringend nach Hause, dass es wehtut! Zu Hause ... das ist der Schwarzwald. Da bin ich geboren, da liegen meine Wurzeln, da leben alte Freunde und alle meine Geschwister und da will ich wieder hin!

Ich mag Rheinhessen und ich liebe die Stadt Mainz, aber wirklich heimisch geworden bin ich in all den Jahren, in denen ich nun hier lebe, nie. Ich habe es versucht und ich habe mir immer eingeredet, dass ich mich hier wohlzufühlen habe, aber es klappt einfach nicht. Jedes Mal, wenn ich von einem Besuch im Schwarzwald wieder zurückkomme, falle ich in ein tiefes Loch und ich habe so schreckliches Heimweh, dass ich fast depressiv werde. Ich vermisse meine Geschwister so sehr und ein Satz meiner Schwester hat mich zum Nachdenken gebracht: „Als du von hier weggegangen bist, warst du gesund!“

Das ist richtig! Angefangen hat alles mit meiner Psoriasis, die ich ein halbes Jahr, nachdem ich von zu Hause weggegangen bin, bekommen habe. Da habe ich in Nürnberg gewohnt. In den folgenden Jahren bin ich mit meinem Mann, wegen der beruflichen Situation, sehr oft umgezogen. Wir haben in Nürnberg, dann in der Nähe von Erlangen, danach in Ludwigsburg, gefolgt von Idar-Oberstein gelebt, bevor wir in diesem kleinen Dorf in der Nähe von Mainz gelandet sind. Dort habe ich meinen Sohn bekommen und später dann meine MS. Das alles ist fast 25 Jahre her, meine MS-Diagnose sieben Jahre, und immer noch habe ich Heimweh. Ich habe mit meinem Mann darüber geredet und tatsächlich ist es mir egal, dass wir hier ein Haus gekauft haben. Ich weiß, dass ich mich sehr egoistisch verhalte, aber dieses Haus bedeutet mir nicht viel. Einzig die MS-Ambulanz in Mainz, mein Anker, würde mir fehlen, aber ich bin mir sicher, dass es auch im Schwarzwald Menschen mit Multipler Sklerose gibt, die auch eine Therapie bekommen. Das gilt nicht als Ausrede!

Fakt ist, dass es mein Lebenstraum ist, wieder im Schwarzwald zu leben. Diesen Traum werde ich verfolgen und mir erfüllen. Nicht heute, nicht morgen, aber irgendwann, und ich weiß, dass es klappen wird. Die Zeit wird zeigen, wann es so weit ist, und mein Mann weiß und akzeptiert das, schließlich hat er sich damals dort auch sehr wohlgefühlt, wie er mir versichert hat. Irgendwann ist mein Sohn ein erwachsener Mann, der auf eigenen Füßen steht, der mich dann nicht mehr so dringend braucht, der mir verzeihen wird, wenn ich Rheinhessen mit einem lachenden und einem weinenden Auge den Rücken kehre, so erhoffe und wünsche ich es mir! Außerdem hat er schon gesagt, dass er eines Tages auch im Schwarzwald leben möchte ...

Fazit: Träume sind wunderschön und es ist in Ordnung, wenn Träume Träume bleiben, denn ohne diese wäre das Leben ganz schön arm. Wenn die Nichterfüllung eines Traums allerdings körperliche oder seelische Schmerzen verursacht, sollte man diesen Traum verfolgen und vielleicht sogar erfüllen, denn dieser Traum, dieser eine Traum, ist wichtig und die Erfüllung richtig!

Mainz 05 Multiple Sklerose Blogger

GZDE.MS.18.08.0575