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Schick sein – erlaubt? Die Kosmetikerin sagt: JA!

Im Kosmetikstudio

Schließen Mode und MS sich aus? Darf man „nicht krank genug“ aussehen? Sind Mode und Frisur wichtig? Was spielen sie für eine Rolle?

Zuerst einmal möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Maren Schütte, Mutter einer Tochter mit MS. Meine älteste von drei Töchtern, Gina, hat vor knapp drei Jahren die Diagnose MS bekommen.

Heute ist mein Expertenrat gefragt, denn ich kann zu dem angekündigten Thema eine Menge sagen. Seit fast 35 Jahren widme ich mich dem Thema Schönheit, bin selbstständige Kosmetikfachwirtin, Elektrologistin, Visagistin und Farb- und Typberaterin. Ich führe Mitarbeiter, bilde aus und hatte es im Laufe der Jahre mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. Sowohl mit gesunden Menschen als auch mit kranken Menschen. In unser Institut führt nur eine sehr kleine Stufe, daher gehören auch Rollstuhlfahrer und Menschen mit Gehbehinderungen, Rollatoren, Gipsbeinen zu unserer Klientel.

In meinem Geschäft arbeiten wir Hand in Hand sowohl mit einer selbstständigen Permanent-Make-up-Spezialistin und einer Wimpern- und Nagelstylistin als auch mit einem Arzt für Unterspritzungen. Wir arbeiten sowohl mit apparativen Hightech-Geräten im Anti-Aging-Bereich als auch rein manuell mit Entspannungsritualen und Energiekreisen.

Es gibt ein paar Dinge, in denen sich behindert und gesund, alt oder jung, männlich oder weiblich nicht voneinander unterscheiden. Wenn es dem Menschen seelisch oder körperlich besser geht, fängt er an, sich zu pflegen und hübsch zu machen. Erst einmal jeder auf seine Art und Weise und nach seinen Möglichkeiten. Das ist immer ein positives Zeichen und ein wichtiges Indiz für „Es geht voran“ oder „Es geht besser“.

Ich habe mir viele Fotos im Netz angesehen von Menschen im Rollstuhl.

Früher stellte man sich vor, Behinderung heißt ungepflegt, triste, lieblose Kleidung, sich gehen lassen. Ich habe Fotos von so hübsch zurechtgemachten Frauen und Männern gesehen, die so ansprechend waren, dass ich sie sehr gerne als positives Beispiel gezeigt hätte. Leider darf ich das nicht wegen des Datenschutzes.

Dabei ist mir wieder aufgefallen, wie wichtig die richtigen Farben sind, die man trägt. Besonders, wenn man nicht mehr mit einer anmutigen Bewegung punkten kann für den Gesamteindruck, der sich ja bekanntermaßen in den ersten sieben Sekunden bildet. Der erste Eindruck zählt. Ob krank oder gesund.

Darum gewinnen die Farben eine noch größere Bedeutung wie z. B. ein hübscher Poncho, Schal oder ein Tuch mit einer frischen, frohen Farbe. Aber Achtung, nicht jede Farbe steht jedem. Darum empfehle ich eine Farbberatung. Die richtige Farbe in Gesichtsnähe gebracht, macht auch ungeschminkt frischer, jünger, positiver.

Vielfalt an Farben

Es gibt sogar Rollstuhlmode, die besonders hautsympathisch ist, keine drückenden Nähte hat und besondere Verschlüsse und Öffnungen besitzt, sich also leichter an- und ausziehen lässt. Darauf möchte ich jetzt aber nicht näher eingehen.

Die Frisur spielt eine erhebliche Rolle. Die ideale Frisur wird auch bei einer Farb- und Typberatung herausgearbeitet. Der Schnitt und die Haarlänge richten sich nach der Gesichtsform und natürlich den persönlichen Wünschen und Vorlieben. Vielleicht lang, damit man mehr Frisuren machen kann, oder sehr pflegeleicht, kurz und praktisch.

Die Farbe der Haare richtet sich nach dem Hautkolorit. Nicht immer passt der Hautfarbton zu der natürlichen Haarfarbe und zu den Augen. Ausschlaggebend ist immer der angeborene Hautfarbton.

Ihr seht, es gibt nur ein stimmiges, harmonisches Gesamtbild, wenn alles zueinander passt. Harmonie ist schön – und schön macht selbstbewusst und glücklich.

Auch das Gesicht hat einen goldenen Schnitt. Zudem hat jeder Mensch zwei unterschiedliche Gesichtshälften. Eine ist die strenge, vom Verstand gelenkte Seite. Die andere ist die Gefühlsseite. Dort ist alles runder und weicher von der Form. Durch die Frisur kann man das eine oder andere kaschieren oder betonen, je nachdem, wie man sich darstellen möchte.

So könnte man seinen scharfen Verstand verstecken und den Betrachterblick auf die weibliche Gesichtshälfte lenken. Also wie der „Wolf im Schafspelz“ oder für den Job, wenn gewünscht, den „Verstand“ herausarbeiten.

Ich könnte seitenweise schreiben, denn ich liebe meine Arbeit.

Niemand muss sein Licht unter den Scheffel stellen. Jeder Mensch hat das Recht, zu strahlen. Sich schmücken und schminken ist das Recht eines jeden Individuums. Niemand muss sehen, wie schlecht oder gut es einem gerade geht. Das Wort „Kosmetik“ kommt aus dem Griechischen und ist abgeleitet von „kosmein“, was „schmücken“ bedeutet.

Impression aus dem Schmickkasten

Jetzt möchte ich gerne auf den kosmetischen und pflegerischen Teil eingehen.

Leider gehören Schmerzen, seelische Tiefs und Krankheit zu unserem Leben dazu. Ich habe keine MS, aber ich hatte jahrelange, peinigende und quälende Rückenschmerzen, die mir die Freude an allem nahmen. Daher weiß ich, wie schwer es ist, sich „zurechtzumachen“, wenn es einem nicht gut geht.

Aber besonders in diesen Phasen kann das Zurechtmachen wie ein Schutzschild sein, sodass einen die ungeliebte Frage, die einen noch mehr runterzieht, nicht treffen muss: „Geht es dir nicht gut heute?“ Blablabla ... kotz.

Frauen leiden, wenn man ihnen ansieht, dass sie krank sind. Es können Rötungen der Haut durch Medikamente, Blässe durch Schwäche oder Schmerzen oder im Schub Schwellungen im Gesicht durch Kortison entstehen.

Außerdem kann die Haut durch Medikamente lichtempfindlich werden und leichter verbrennen oder Hyperpigmentierungen (dunkle Stellen) bekommen.

Deshalb immer einen Lichtschutz mit mindestens Faktor 30, besser 50, verwenden, auch wenn nur ein Aufenthalt im Schatten oder im Büro oder Auto stattfindet. Die Sonne kommt auch durch die Fensterscheiben.

Make-up leichtgemacht

Es werden nicht viele Dinge zum Stylen benötigt und es soll ja so einfach und schnell wie möglich sein. Gehen wir einmal Schritt für Schritt vor und kreieren ein Make-up, so einfach wie möglich, für einen normalen Tag:

Pinsel, Make up, Lippenstift, Rouge ...

1. Die Reinigung der Haut ist unerlässlich. Sie wird mit einem Reinigungsprodukt durchgeführt, das nicht mit Wasser abzuwaschen ist, sondern nur mit Wattepads (bis sie sauber ist) und z. B. einem Mizellenwasser.

2. Gesicht und Hals werden mit einer dem Hauttyp entsprechenden Pflegecreme eingecremt. Die Augen brauchen bei Bedarf eine spezielle Augenpflege.

3. Sonnenpflege darüber auftragen (am besten eine mit einem physikalischen Filter, die nicht stark fettet; die physikalischen Filter erkennt man an der weißlichen Farbe)

4. Es wird mit einem Multifunktionspinsel, einem Foundationpinsel oder den Fingern (die muss man dann aber wieder abwaschen) ein Primer oder eine BB-Creme (kein Make-up, aber gleicht schön aus und besitzt eine gewisse Deckkraft) aufgetragen.

5. Einen Hauch Rouge in Höhe der Wangenknochen als Faustregel (die Rougefarbe richtet sich nach der Hauttonanalyse, sie kann bläulich/pinkig oder bräunlich/orangig sein).

6. Wimperntusche (sollte das nicht funktionieren, die Wimpern färben lassen, dann wirken sie wie getuscht, betonter und länger).

7. Lippen entweder mit Gloss, Pflege oder Lippenstift betonen.

8. Du bist schon fertig ? und schön genug für deinen perfekten Tag!

Permanent-Make-up oder Microblading für die Augenbrauen, Lidstriche für die Augen oder Lippenrot für die Lippen. Alles gut gemacht und sehr natürlich ausschauend kann es das Selbstwertgefühl unheimlich heben.

Schöne, gepflegte, klare Haut (professionelle Hautreinigung bei der Kosmetikerin machen lassen).

Es heißt ja, dass wahre Schönheit von innen kommt.

Aber wenn man beides hat? ?

Viel Freude beim Umsetzen der Tipps!

Gerne helfe ich weiter oder beantworte Fragen.

Herzlichst

Maren Schütte

GZDE.MS.19.09.0668