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Träume sind erst dann stark, wenn sie wahr werden

Träume Schaukel

Träume haben etwas Kitschiges und bergen einige Klischees. Aber nur dann, wenn du sie nicht zulässt, wenn du sie abwehrst, mit allen Kräften. Viel besser ist es, einfach mal einzusteigen in die Traumschaukel und so richtig Schwung zu holen.

Träume, was ist das schon? Ich finde ja eigentlich, dass die Frage „Wovon träumst du?“ recht abgedroschen ist. Nun zu dem Thema „Träume“ zu bloggen, ist deshalb gar nicht so einfach. Zumal es für mich so ist, dass meine Fähigkeit, Zukunftsträume zu schmieden, frei nach vorne zu planen und mich gelegentlich in „Schnapsideen“ zu verrennen, stark eingeschränkt ist, seitdem ich MS habe.

In der ersten Zeit nach der Diagnose, als die Verleugnung und das Ablehnen der Diagnose noch die Oberhand hatten, war ich noch ziemlich gut darin, wilde Zukunftspläne zu schmieden – ob diese realistisch waren oder nicht. Aber nach und nach erlebe ich die Erkenntnis, dass diese Krankheit doch ziemlich einschränkend ist, immer stärker.

Es gibt sie nach wie vor, die Ideen: Im Ausland leben, warum nicht, arbeiten kann ich von überall! ABER: Bekomme ich da meine Medikamente? Wissen die Ärzte woanders genauso gut über MS Bescheid wie hier? Würde ich es spätestens bereuen, wenn die Schübe hart auf hart kommen? Ich weiß, dass es Menschen gibt, die trotz ihrer MS ausgewandert sind und ihr Glück finden konnten.

Nur muss ich sagen, dass meine ganz eigenen Träume durch diese Erkrankung einen harten Einschnitt erleiden mussten. Das ABER ist so übermächtig geworden, dass mir zunächst der Mut und kurz darauf die Energie fehlt, weiter an der Umsetzung von Träumen zu feilen. Früher, also vor der Diagnose, gab es für mich eine wesentlich größere Unbekümmertheit, meine Träume einfach zu leben. Jetzt ist das Hinterfragen viel größer und stärker und der verbliebene „jugendliche Leichtsinn“ hat ein jähes Ende gefunden. Macht ja auch nix mit Mitte dreißig, könnte man sagen. Dennoch: Ich erlebe diesen Einschnitt in meine ungebremsten Zukunftsträume als dramatisch! Das ist der Grund, warum ich mich mit umso mehr Begeisterung in die Momente stürze, die mich wieder spüren lassen: Doch, ich bin noch immer ich!

Bitte einfach mal einsteigen

Und das zeigt sich dann an dem ungebremsten Hineinsteigern in meine Möglichkeit, die ja tatsächlich vorhanden ist: einfach wegfliegen, an einem schönen Strand die Füße in den Sand stecken und von dort aus mein Geld verdienen.

Träume multiple sklerose

Denn Laptop, Badeanzug und Tabletten passen in eine Handtasche! Dann suche ich mir aus den Last-Minute-Angeboten am Flughafen den günstigsten Schnäppchenflug aus, der direkt morgen startet, steige mit meiner Handtasche ein und hebe ab. Die Kinder sind bei meinem Mann – vielleicht nehme ich den Großen aber auch mit? Er baut dann an dem schönsten Strand große Sandburgen, während ich Eiskaffee schlürfe und tippe. Wenn wir dann keine Lust mehr haben, gehen wir zum Traumland-Flughafen und steigen in den nächstbesten Last-Minute-Flug – denn es wartet der nächste Strand in einem anderen Land auf uns. Oder ein weit geöffnetes Fenster, von dem aus wir auf maritime Olivenhaine blicken. Vielleicht ist es auch ein Weg durch schönste Natur, der mit jedem Schritt heilsam ist und bewusst macht, was Leben bedeutet, und nach jeder Wegbiegung zeigt, was es noch bereithält. Es sind dann die Kleinigkeiten, die Bewusstheit schaffen ...

Wenn uns schließlich das Heimweh packt – und vielleicht sogar, weil meine Medikamente zur Neige gehen – fliegen wir einfach zurück nach Hause. Vielleicht werden dort die Sorgen und Bedenken wieder übermächtig, aber vielleicht sind auch die Träume stärker – vor allem, weil sie jetzt gelebte Träume sind, die schlichtweg zur Realität wurden.

GZDE.MS.18.08.0575