Halte Dein Gehirn jung

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Was hat mir unsere Nachbarin gestern erzählt? Wie heißt doch gleich dieser Schauspieler? Wir alle kennen Situationen, in denen uns unser Gedächtnis im Stich lässt. Mit zunehmendem Alter treten diese immer häufiger auf, denn auch unser Gehirn arbeitet dann nicht mehr so zuverlässig wie früher. Chronische Krankheiten wie die Multiple Sklerose können die Alterungsvorgänge im Gehirn noch verstärken. Doch Du kannst einiges tun, um geistig fit zu bleiben.

Ebenso wie andere Organe altert auch unser Gehirn. Das zeigt sich unter anderem daran, dass wir Jahr für Jahr rund 0,1 bis 0,3 Prozent unseres Hirnvolumens verlieren. Ein solcher Hirnabbau ist bei praktisch jedem gesunden Menschen nachzuweisen und muss uns keine Sorgen machen. Denn unser Gehirn hat eine unglaubliche hohe Reservekapazität und kann das geringere Hirnvolumen in aller Regel gut kompensieren.

Beschleunigter Verlust an Hirnvolumen

Etwas anders sieht das aus, wenn der Hirnabbau durch eine chronische Krankheit beschleunigt wird, wie es bei der MS der Fall sein kann. So gibt es Untersuchungen, die andeuten, dass das Gehirn bei der MS durch die Entzündungsprozesse im Zentralnervensystem (ZNS) um durchschnittlich 0,5-1,35 Prozent pro Jahr abnimmt.1 Warum dies so ist, wissen die Forscher bislang nicht genau. Sie vermuten, dass die Schädigung der Myelinscheiden, die die Nervenzellen umgeben, eine Rolle spielt.

Der beschleunigte Hirnabbau – der Mediziner spricht von einer Hirnatrophie – kann sich auf lange Sicht negativ auf die geistige Beweglichkeit auswirken.2 Gedächtnisprobleme, Konzentrationsstörungen und Orientierungsschwierigkeiten können die Folge sein. Das kann wiederum zu Problemen am Arbeitsplatz und auch im häuslichen Umfeld führen.3,4 Und außerdem kann es unsere Lebensqualität beeinträchtigen, wenn wir merken, zunehmend vergesslicher zu werden und uns nicht mehr gut konzentrieren zu können.

Geistiger Abbau fördert körperliche Defizite

Aktuellen Befunden zufolge kann die Hirnatrophie zudem auch Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben. So zeigte sich in Studien, dass Betroffene mit überdurchschnittlich ausgeprägter Hirnatrophie häufiger als andere Personen mit MS körperliche Probleme haben und Behinderungen entwickeln.5,6

Grund genug also, alle Register zu ziehen, um dem beschleunigten Verlust an Hirnvolumen entgegenzuwirken. Wer bemerkt, dass er zunehmend Probleme mit seiner Denk- und Merkfähigkeit hat, sollte darüber mit seinem Arzt sprechen. Denn das Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit sieht man den Menschen in der Regel nicht an.

Der Erhalt des Hirnvolumens wirkt sich positiv auf das körperliche Wohlbefinden, die Lebensqualität, die Kognition und die Arbeitsfähigkeit aus.

Den Hirnabbau hemmen

Es gibt durchaus Möglichkeiten, den krankheitsbedingten Hirnabbau aufzuhalten. Wichtig ist vor allem eine konsequente Behandlung der MS. Für einige Wirkstoffe wurde sogar gezeigt, dass sie nicht nur akute Krankheitsschübe verhindern, sondern auch den Verlust an Hirnvolumen bremsen.6

Davon abgesehen kannst Du ähnlich wie die körperliche Fitness auch Deine geistige Fitness trainieren. Das Prinzip ist das gleiche: Je regelmäßiger die jeweiligen Fähigkeiten trainiert werden, umso besser ist der Effekt. In puncto Hirnleistung ist dabei alles hilfreich, was die Aufmerksamkeit, die bewusste Informationsaufnahme, die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis schult.

Außerdem ist Studien zufolge eine gesunde Ernährung mit reichlich Gemüse, Obst, Körnerprodukten sowie Fisch wichtig für die Hirngesundheit und kann dazu beitragen, das Hirnvolumen zu erhalten.7 Ähnlich sieht es offenbar mit regelmäßiger Bewegung aus: Denn Studien weisen auf eine direkte Assoziation zwischen der körperlichen Fitness und dem Hirnvolumen hin.8

Wer im Alltag nur wenig Anregung hat, seine geistige Regsamkeit zu trainieren, kann sich mit gezielten Trainingsprogrammen helfen. Diese sind unter den Stichworten „Gehirnjogging“, „Kognitives Training“ oder „Kognitive Übungen“ im Internet zu finden oder auch als App verfügbar. Sie sind meist so aufgebaut, dass man sein Gedächtnis und seine Konzentration durch spielerische Übungen trainiert (Beispiele für Übungen zur Kognition findest du in dem Artikel „Trainingstipps für den Alltag“).

Apropos

Mehr Informationen zum Thema Hirnatrophie, Möglichkeiten der Therapie und weitere Trainingstipps findest Du in dem Artikel „MS-Symptome im Detail: Hirnatrophie“.

Quellen:

1. De Stefano N et al., CNS Drugs 2014; 28 (2): 147–156; 2. Zivadinov R et al., J Neurol Neurosurg Psychiatry 2001; 70:773–780; 3. Mowry EM et al., Neurology 2009; 72 (20):1760–1765; 4. Tauhid S et al., J Neurol 2015; 262:2425–2432; 5. Popescu V et al., J Neurol Neurosurg Psychiatry 2013; 84 (10):1082–1091; 6. Sprenger T et al., Mult Scler J 2020; 26 (10):1207–1216; 7. Croll PH et al., Neurology 2018; 90 (24):e2166–e2173; 8. Wittfeld K et al., Mayo Clin Proc 2020; 95 (1):44–56.