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„Bleib gesund!“ – mit MS ein frommer Wunsch in Corona-Zeiten

Homeschooling in Corona-Zeiten

Solidarität durch Abstand, zu Hause bleiben, sich fragen: Und wenn ich doch durch die MS stärker gefährdet bin als andere? Neben diesen „Basis-Sorgen“ ist es jetzt der spezielle Alltag, der die aktuell größte greifbare Herausforderung ist. Denn wenn wir auf einmal den ganzen Tag zu viert in der Familie zusammen sind und es kaum einen Moment gibt, in dem man sich selbstbestimmt konzentrieren kann, ist das anstrengend. Und fordernd.

Denn es ist ja nicht so, dass ich mich „in aller Ruhe“ mit der beschränkten Situation auseinandersetzen könnte. Oder konzentriert an meiner Businessausrichtung feilen oder Aufträge abarbeiten könnte – denn ich habe ein Kitakind und ein Schulkind. Und weil in Deutschland Schulpflicht herrscht, die Schulen aber aus Gründen des Social Distancings geschlossen sind, müssen Kinder zu Hause unterrichtet werden. Puuh! Das ist wirklich eine große Aufgabe, zumal weder ich noch mein Mann Lehrer sind und wir außerdem aus dem Homeoffice unser täglich Brot verdienen müssen.

Homeschooling – das wünscht man keinem

Und von dieser wertvollen Arbeitszeit gehen jetzt so einige nervenaufreibende Stunden für die Beschulung des Kindes ab. Des Kindes, das natürlich nicht einsieht, dass es zwar zu Hause ist, aber keine Ferien sind. Dass Schulaufgaben zu erledigen sind, deren Umfang so viel größer wirkt, als wenn die Inhalte größtenteils von der Lehrerin vermittelt werden und die Hausaufgaben nur einen winzigen Teil ausmachen. Und dass jetzt soooo viele gefühlte Hausaufgaben gemacht werden müssen, dafür ist einfach kein Verständnis da. Dass außerdem auf keinen Fall ständig am Handy gezockt werden kann, findet auch keinen Anklang … Das Gesamtpaket gipfelt in Frustration, die letztlich an uns Eltern ausgelassen wird. Klar, damit stehen wir nicht allein da – vielen anderen Eltern geht es auch so.

Aber in eine solch stressige Situation zu geraten, ist für MS-Kranke einfach noch ein bisschen schlimmer: Denn wie wir alle wissen, kann Stress zu einem Schub führen. Aber ist jetzt die Angst vor dem Schub stressiger als der auslösende Stress selbst? Ich glaube, es kommt beides zusammen und wirkt sich doppelt negativ aus. Nach einer der vielen Diskussionen um die Schulaufgaben war es dann bei mir auch so weit: Als heftiger Schuss vor den Bug stellten sich Sehstörungen ein. Wieder das rechte Auge, das sich nach der Sehnerventzündung noch immer oft mit dem Uhthoff-Phänomen meldet. Das erlebe ich im Sommer, wenn es sehr heiß ist. Was sich aber für mich sehr ähnlich wie das sommerliche Uhthoff-Phänomen anfühlt, ist eine Sehstörung, die ich bei starkem Stress empfinde. Warum das konkret so ist, konnte mir leider weder meine Neurologin noch mein Augenarzt erklären – aber subjektiv empfunden ist diese Stress-Sehstörung da.

Dieses stressbedingte Flimmern und das total eingeschränkte Sehen weckten natürlich sofort meine Schubangst. Sich jetzt, in Covid-19-Zeiten in ein Krankenhaus zu begeben, dort mit Kortison das Immunsystem herunterzufahren, sich weiter in dem Krankenhaus aufzuhalten und danach mit dem Bus zurückzufahren?! Ein absolutes Worst-Case-Szenario!

#stayathomeandrelax

Nein, so geht es nicht. Irgendwie muss zu Hause jetzt Ruhe einkehren. Ein großes Vorhaben mit einem Grundschüler, der sich ungerecht behandelt und mit der Situation überfordert fühlt. Ich ließ die Sehstörung erst mal Sehstörung sein und atmete einmal tief durch. Vielleicht war das Problem einfach hausgemacht? Denn ganz sicher weiß die Lehrerin, dass Eltern zu Hause auf keinen Fall den vollen Unterrichtsstoff vermitteln können, wie die Schule es kann. Die Lösung: Wir machen jetzt nur noch so viel, wie ohne Streit möglich ist. Meine Schub- und Kortisonfreiheit geht mir in diesen Zeiten absolut vor.

Also läuft hier jetzt alles viel langsamer, ohne Druck. Denn wir wissen nicht, wie lange die Situation so bleibt, wann die Corona-Kurve endlich abflacht und die Schulen wieder öffnen. Es geht jetzt ganz einfach darum, in jeder Hinsicht gesund zu bleiben, körperlich und seelisch. Das geht umso schneller, je stärker man sich darauf einlässt: auf die Situation, auf die Unperfektheit und das Annehmen der Dinge, wie sie kommen – immer von einem Tag auf den anderen. Und mit dieser Einstellung, oh Wunder, läuft alles entspannter ab. Dazu gehören die Schulaufgaben, das Geschwistermiteinander und mein Wohlbefinden. Sehen kann ich tatsächlich auch wieder und hoffe inständig, dass es so bleibt. In diesem Sinne: #stayhome und #flattenthecurve.

MAT-DE-2005225

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