4 Min. Lesezeit

Selbstfürsorge – was ist das eigentlich für eine komische Sache?

Anna macht Yoga-Kopfstand auf einem Surfboard

Es war einmal ...

Mein Name ist Anna und ich bin 30 Jahre alt. Die Diagnose MS kam bei mir im Jahre 2011, da war ich 22 Jahre jung. Ich habe auf meinem rechten Auge nur noch weiß und verschwommen gesehen … Eine Woche Krankenhaus und zack – da kam schon die Diagnose MS. M-was?

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie von dieser Krankheit gehört. Keinen Schimmer also, was nun auf mich zukommen würde. Es waren viele Medikamente, einige Schübe und Nerven, die sie mich im Lauf der Jahre gekostet hat. Ich ließ mich aber nicht aufhalten, im Gegenteil … Ich rauschte einfach weiter, ignorierte die Tatsache, dass ich krank bin und ganz oft leider auch die Symptome …

Upsi, da schreit wer

Womit wir auch schon zum eigentlichen Thema kommen:

Als ich bei meinem letzten Schub mehr als 48 Stunden gewartet habe, bis ich zum Arzt gegangen bin (obwohl die Symptome mehr als eindeutig waren), hat dieser mich mehr als deutlich darauf hingewiesen, dass ich auf meinen Körper hören muss und es sehr gefährlich war, was ich tat.

Ich war von der Brust abwärts komplett gefühlstaub und konnte nicht mehr richtig laufen, nur schwer atmen und wusste nicht, ob ich zur Toilette muss oder nicht (meine erste Bekanntschaft mit dem Rollstuhl – zum Glück nur temporär). Einen großen Haufen Kortison und einen Haufen Physio- und Ergotherapie später wurde mir klar, dass ich was verändern muss.

Hör auf deinen Körper, er sagt dir, wenn᾽s brennt

Ich habe seit der Diagnose tatsächlich angefangen, viel aktiver und sportlicher durchs Leben zu gehen, habe neue Sportarten für mich entdeckt und einfach das gemacht, was mir Spaß macht.

Sport und Multiple Sklerose als Hilfe zur Selbstliebe

Allerdings habe ich dabei wohl irgendwo meine Ohren verloren. Ohne die kann man seinen Körper nämlich nicht schreien hören, wenn etwas nicht stimmt.

Anstatt Signale des Körpers zu überhören oder gar zu ignorieren kann ich jedem nur eines raten – HÖR HIN!

Wie definiere ich Selbstfürsorge?

Für mich bedeutet Selbstfürsorge die Verantwortung, die ich für mich und meinen Körper selbst übernehmen kann.

Hinhören, was mein Körper mir sagt, Schmerzen, Signale und Warnzeichen nicht einfach weglächeln, sondern anerkennen, dazu stehen und handeln.

Handeln kann in diesem Fall mehrere Bedeutungen haben:

  • Der NÖTIGE, aber so ungeliebte Gang zum Arzt
  • Seinen Körper fit halten mit Sport
  • Sich Ruhe und Auszeiten gönnen

Tatsächlich aber heißt Selbstfürsorge für mich auch, dass man dazu im Stande sein kann, rechtzeitig die „Notbremse“ zu ziehen. Bestes Beispiel dafür sind Stress in der Arbeit und die damit verbundene Überforderung, aber auch Stress im Privatleben (Termine, „Freizeitstress“).

In solchen Momenten muss man ganz besonders hinhören und sich eingestehen, wenn man einfach mal nicht mehr alles auf einmal machen kann, sondern sich auf sich und seinen Körper besinnt, eine Auszeit nimmt und sich den Dingen widmet, die einem guttun.

Zuzugeben, wenn es einem nicht gut geht oder etwas nicht stimmt, ist das nämlich kein Zeichen von Schwäche, sondern ganz im Gegenteil – STRONG AF!

Wie integriere ich Selbstfürsorge im Alltag?

Hier kann ich euch ein paar Eindrücke geben von den Dingen, die mir jeden Tag helfen, in mich hineinzuhören und mich selbst zu fragen: „Wie geht es mir eigentlich?“ (Und Leute, glaubt mir, nehmt euch die Zeit! Ihr werdet mit Sicherheit herausfinden, was euer Körper, aber auch eure Seele braucht.)

„Riesenthema für mich – Yoga“

„Riesenthema für mich – Yoga“

Es hat mir mehr Selbstvertrauen gegeben, mehr Selbstwert und vor allem schenkt es mir jeden Tag ZEIT FÜR MICH ALLEIN. Ich kann Stress loslassen, einfach nur sein und mich selbst hören. Wer Angst hat, das auszuprobieren – verstehe ich total, ging mir ganz genauso (bei uns in Bayern sagt man: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ :-D).

Yoga hilft bei Multipler Sklerose

Ich habe das immer belächelt, aber es kann einem in so vielen Punkten helfen; und ich schaffe plötzlich Dinge, von denen ich dachte, ich wäre nie dazu in der Lage.

Selbstfuersorge auf der Matte bei Multiple Sklerose

Die Zeit hierfür nehme ich mir TÄGLICH. Und wenn es nur zehn Minuten auf der Matte sind ... Genau die machen den Unterschied.

Raus in die Natur mit Multipler Sklerose

„Raus in die Natur gehen … am liebsten ab auf den Berg, zu Fuß oder mit dem Mountainbike.“

Aber auch nur eine kleine Runde Spazierengehen nach der Arbeit erdet mich sofort.

Selbstliebe bei Multipler Sklerose
Ruhe in der Natur genießen und Seele in der Natur baumeln lassen bei Multipler Sklerose
Ruhe in der Natur genießen und Seele in der Natur baumeln lassen bei Multipler Sklerose

Dort, wo alles um mich herum so ursprünglich ist, erinnert es mich immer wieder daran, was wirklich wichtig im Leben ist … Und es gibt mir Zeit durchzuatmen.

Sacken lassen und cool bleiben ?

Sodalla, ich hoffe, ich konnte eine neue Sichtweise auf das Thema Selbstfürsorge geben, und würde mich freuen, den einen oder anderen ein wenig inspiriert zu haben.

Auf bald, Ihr Lieben

Anna

MAT-DE-2006697-2.0-09 /2023