2 Min. Lesezeit

Die Kraft in dir: Ein Blick zurück nach vorne

Text Selbstliebe

Den üblichen Jahresrückblick mag ich ja nicht so … den Blick nach vorne zu richten, das ist eher mein Ding!

Von Corona zu erzählen, ist müßig und, dass ich persönlich einen schweren Schicksalsschlag mit dem Tod meines Mannes hatte, soll hier nur peripher erwähnt werden. Denn: Aus dem bunten Leben – mit Höhen und Tiefen – ergeben sich Chancen und Möglichkeiten, die ich interessanter als die „Sache“ an sich finde. So habe ich durch die Erlebnisse des letzten Jahres viel gelernt. Besonders vordergründig war, dass sich meine Selbstfürsorge tatsächlich emanzipiert hat und ich sie mitten im Drama leben konnte.

Denn nur wer sich fürsorglich, respektvoll, liebevoll und achtsam um sich selbst kümmert, kann auch für andere da sein.

DAS ist das Ergebnis aus dem Jahre 2020 für mich! Ein Blick zurück. Und vielleicht hört es sich einfach an, aber es war ein großer Schritt für mich. Selbstfürsorge ist ein fast abgedroschenes Wort und doch hat es eine enorme Wichtigkeit für uns selbst und andere. Ohne sich um sich selbst zu sorgen und sich selbst mit Achtung zu begegnen, geht man schnell über seine Grenzen, wird womöglich ein JA-Sager und verliert sich – inmitten des Strudels und nicht selten entsteht daraus eine Abwärtsspirale.

Wer GUT mit sich umgeht, seine eigenen Grenzen kennt und sich wertfrei seiner Stärken ebenso bewusst ist wie seiner Schwächen, der schafft eine bessere Balance. In schlimmen Situationen braucht man Kraft und muss diese meistens aus seinen Ressourcen schöpfen – dafür müssen die Ressourcen aber aufgefüllt und nicht leer sein! Um sie aufzufüllen, benötigt man ebenfalls Selbstfürsorge und auch eine gewisse Gelassenheit.

Deshalb ist es auch kein Egoismus, sich selbst zu lieben. Selbstliebe, wenn sie gesund gelebt wird, bedeutet auch nicht, dass man seine eigenen Mängel nicht wahrnimmt. Wer sich mag, hat damit sowieso keine Probleme. Selbstliebe bedeutet dann, dass man sich nicht mehr als notwendig auf seine Schwächen besinnt, sondern dass man seinen Fokus auf das GUTE im Leben lenkt.

Das funktioniert – ich habe es erlebt, erleben müssen. Einen Menschen im Sterbeprozess zu begleiten, ist emotionale und körperliche Höchstarbeit. Und wenn man nicht auf sich selbst achtet, kann es leicht passieren, dass man sich ganz der Aufgabe hingibt, ohne zu bemerken, dass man seine Kräfte verliert und sich womöglich überfordert.

Auch in der Coronazeit für sich selbst einzustehen (besonders als Risikopatient) ist gelebte Selbstfürsorge. Deshalb „Ein Blick zurück nach vorne“ – das ist ein tolles Motto. Wahrnehmen, was wir (an Schrecklichem) erlebt haben, es auch nicht verdrängen, sondern uns auch dem Schmerz hingeben … aber auch sich selbst annehmen.

Mit MS ist das eine Dauerübung, denn diese Erkrankung zeigt uns einfach zu viele Beeinträchtigungen (Mängel) auf. Wenn man aber die Perspektive auch mal verändert und über das dankbar ist, was wir NICHT an Symptomen und Problemen haben, dann richtet sich der Blick auch eher und vertrauensvoller nach vorne.

Ich wünsche Euch allen für das neue Jahr einen vertrauensvollen Blick nach vorne, ohne den Blick zurück zu unterbinden! Die Balance macht‘s! 😊

Ein Blick zurück nach vorne

MAT-DE-2007291 v1.0 (01/2021)