Schwanger sein mit Multipler Sklerose

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Ms und Schwangerschaft

Du bist schwanger? Herzlichen Glückwunsch! Diese aufregende Lebensphase kann manchmal eine emotionale Achterbahn sein. Auch für Frauen ohne MS. Vielleicht plagen Dich manchmal Zweifel oder Unsicherheiten. Versuche, Deine Schwangerschaft bewusst und als positive Erfahrung wahrzunehmen. Fokussiere Dich nicht zu sehr auf medizinische Werte, sondern vertraue auf Deine persönliche Stärke.

In den meisten Fällen verläuft die Schwangerschaft bei Frauen mit MS ohne Komplikationen.1 Ein Großteil fühlt sich in der Zeit sogar ausgesprochen wohl. Die Hormonumstellung scheint einen positiven Einfluss auf das körperliche und seelische Empfinden zu haben. Es tritt eine größere Gelassenheit ein und Ängste werden kleiner. Du solltest dennoch alle Vorsorgetermine beim Frauenarzt und die Kontrolluntersuchungen beim Neurologen regelmäßig wahrnehmen. Beide Fachdisziplinen sollten eng zusammenarbeiten, um eine optimale Betreuung zu gewährleisten.

Ein Schub in der Schwangerschaft
Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Schub kommt, sinkt im Verlauf der Schwangerschaft kontinuierlich, im letzten Drittel sogar um bis zu 70 Prozent.2 Das Auftreten eines Schubes in der Schwangerschaft ist jedoch nicht ausgeschlossen. Was in dieser Situation zu tun ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Deshalb ist es wichtig, Deinen Neurologen zu Rate zu ziehen, falls dieser Fall eintritt. Gemeinsam könnt Ihr das Vorgehen besprechen.

Hilfe im Alltag
Falls Du schon Kinder hast, kannst Du eine Haushaltshilfe zur Entlastung Deines Alltags schon für die Schwangerschaft beantragen. Die gesetzlichen Krankenkassen bieten diese Möglichkeit an.Ein engmaschiges und kompetentes Netzwerk aus Hebammen, Ärzten, Großeltern, Freunden und Nachbarn kann Dir ebenfalls während der Schwangerschaft helfen.

Vorbereitungen für die Geburt
Die Tage vor dem errechneten Geburtstermin sind eine Zeit voller Erwartungen. Damit Du sie entspannt erleben kannst, ist es hilfreich, einige Dinge vorab zu organisieren.

  • Melde Dich rechtzeitig in der Geburtsklinik Deiner Wahl an. Informiere die Hebamme und das Ärzteteam im Krankenhaus über Deine MS.
  • Lasse die Kontaktdaten Deines Neurologen in Deinen Mutterpass eintragen oder hinterlege sie bei Deinem Frauenarzt, Deiner Hebamme und in der Geburtsklinik.
  • Stelle sicher, dass die wichtigsten Telefonnummern im Handy gespeichert sind oder Du sie griffbereit hast.
  • Du kannst Dir die Notwendigkeit einer vorbeugenden Schubbehandlung nach der Entbindung in Deinen Mutterpass eintragen lassen.
     

Die Geburt
In vielen Fällen steht einer Spontangeburt nichts im Wege. Der Verlauf der Geburt ist bei Frauen mit MS ähnlich wie bei Frauen ohne MS und Einschränkungen für die Geburt sollten sich durch die MS nicht ergeben.1Von Hausgeburten wird jedoch abgeraten.

Manchmal kann im Verlauf der Geburt ein Kaiserschnitt notwendig werden, wenn zum Beispiel eine ausgeprägte Muskelschwäche, Spastiken oder Lähmungen die Geburt erschweren.1

Du kannst vorab mit Deinem Neurologen, Deinem Frauenarzt und den Ärzten in der Geburtsklinik besprechen, ob diese Komplikationen zu erwarten sind und ein Kaiserschnitt von vorneherein geplant werden soll.

Ungeplant schwanger – was nun?
Für die einen ist es ein Glücksfall, für andere ein Schock. In beiden Fällen ist eine ungeplante Schwangerschaft mit Fragen und Unsicherheiten verbunden. Du fragst Dich vielleicht, was passieren kann, wenn bei der Befruchtung und in der ersten Zeit der Schwangerschaft der Wirkstoff eines MSMedikaments in Deinem Körper war.

Über den Einfluss moderner Präparate auf die Befruchtung, die Entwicklung des Kindes und die Schwangerschaft gibt es derzeit nur begrenzte Informationen. Deshalb ist es wichtig, dass Du im Fall einer ungeplanten Schwangerschaft unverzüglich Deinen Neurologen aufsuchst und mit ihm das weitere Vorgehen besprichst.

In einer Paarbeziehung solltest Du zusammen mit Deinem Partner überlegen, wie es weitergehen kann, und wichtige Entscheidungen gemeinschaftlich treffen. Auch Deine Eltern, Angehörige oder Freunde können Dich unterstützen. Außerdem gibt es unabhängige Organisationen, die Dich neutral beraten und unterstützen.

Beratungsstellen in Deiner Nähe findest Du zum Beispiel unter www.familienplanung.de, einer Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Quellen:
1 Borisow N et al. Expert recommendations to personalization of medical approaches in treatment of multiple sclerosis: an overview of family planning and pregnancy. EPMA J 2012; 3(1): 9

2 Vukusic S et al. Pregnancy and multiple sclerosis (the PRIMS study): clinical predictors of post-partum relapse. Brain 2004; 127(Pt 6): 1353–60

GZDE.MS.20.01.0012

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