Die Macht der Gedanken: Glücklich sein lässt sich trainieren

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Die Macht der Gedanken

Das Glas ist bekanntlich halb voll oder halb leer. Wie wir auf die Situation schauen, haben wir weitgehend selbst in der Hand. Wir können die Macht der Gedanken nutzen, um die Dinge positiver zu sehen und uns gut und sogar glücklich zu fühlen. „Denn unsere Gefühle entstehen als Folge unserer Gedanken“, sagt die „Glücksdetektivin“ Dr. Katharina Tempel.

Dr. Katharina Tempel

Wohl jeder strebt nach Glück in seinem Leben. Was es bedeutet glücklich zu sein, ist aber individuell oft unterschiedlich. Gesundheit, ein langes Leben und Wohlstand werden oft als Basis des Glücks erachtet. Tatsächlich aber können wir uns bereits durch unsere Gedanken und Einstellungen viele Glücksmomente bescheren. Denn unsere Gedanken prägen unsere Gefühle. Oder anders ausgedrückt: Wer optimistisch ist und positiv denkt, wird sich eher glücklich fühlen als der Pessimist, der gedanklich alles in schwarzen Farben malt.

Doch warum empfinden sich manche Menschen als glücklich und andere nicht? Die Gene spielen dabei eine Rolle, so Tempel. Auch Lebensereignisse prägen unser Glücksempfinden. Doch ihr Einfluss ist weniger entscheidend. Viel wichtiger sind unsere Einstellungen und Verhaltensweisen.

Wer glücklich werden möchte, muss deshalb an seinen Gedanken und Einstellungen arbeiten und einen entsprechenden Fokus in seinem Leben setzen. Es beginnt damit, dass man seine Vorstellung vom Glück hinterfragt. „Sehr häufig wird Glück damit gleichgesetzt, dass wir viele positive Emotionen haben. Andere verstehen unter Glück, einen Sinn im Leben zu suchen, das Gefühl sich weiter zu entwickeln, positive Beziehungen zu anderen zu haben, sich selbst zu akzeptieren oder Einfluss auf seine Umwelt zu nehmen“, erklärt die Psychologin.

Gedanken im Kopf wie Google abfragen
Wie gut es gelingt, diese Ziele umzusetzen, entscheiden letztlich unsere Gedanken. Unser Kopf funktioniert dabei ähnlich wie eine Google-Abfrage: Geben wir einen negativen Suchbegriff ein, bekommen wir eine lange Trefferliste inklusive umfangreichem Bildmaterial aus unserem Gedächtnis. Die negativen Ereignisse laufen wie in einem Film vor dem inneren Auge ab. Starten wir eine Suchanfrage nach positiven Ereignissen, so bekommen wir ebenfalls eine Vielzahl von Erinnerungen aufgelistet. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass wir diese Suche aktiv starten müssen, während uns die negativen Gedanken quasi frei Haus geliefert werden. „Denn leider haben negative Erinnerungen die Eigenschaft, wie Kletten im Gedächtnis zu haften, während positive dazu neigen, wie Wasser am Teflon abzuperlen,“ berichtet die Glücksdetektivin.

Achtsam mit sich selbst sein
Das ist bei gesunden Menschen so und oft noch stärker bei Menschen, die chronisch krank sind oder die einen chronisch kranken Angehörigen haben. Letztere stehen vor der besonderen Herausforderung, dass sie sich nicht nur bei der Betreuung ihres kranken Angehörigen verausgaben dürfen, sondern auch auf ihr eigenes Wohlbefinden achten müssen. Dazu ist Achtsamkeit mit sich selbst wichtig. Warum das so bedeutsam ist, verdeutlichen eindrucksvoll die Sicherheitsinstruktionen im Flugzeug. „Dort lernt man, dass man im Notfall die von der Decke herabfallenden Sauerstoffmasken greifen und erst sich selbst aufsetzen sollte. Erst danach sollte man Mitreisenden helfen“, erläutert die Psychologin. Eine solche Reaktion ist keineswegs egoistisch, sondern eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass man stark genug ist, Schutzbedürftigen tatsächlich helfen zu können.

„Manche verstehen unter Glück, einen Sinn im Leben zu suchen, positive Gefühle zu anderen zu haben, sich selbst zu akzeptieren“

Doch Glück ist laut Dr. Tempel keineswegs an das Fehlen von Erkrankungen gebunden: „Auch Personen mit chronischer Erkrankung und zum Teil erheblichen Behinderungen bezeichnen sich nicht selten als glücklich“. So mancher empfindet die Konfrontation mit der Erkrankung sogar als Bereicherung. Denn sie zwingt quasi dazu, sich mit seinem Leben und den negativen, aber auch den positiven Aspekten darin auseinanderzusetzen. Sie kann damit sogar die Wahrnehmung der positiven Dinge im Leben schärfen. Diese ist nach Tempel der Anfang dafür, das Positive tatsächlich bewusst zu erkennen und sein Leben authentisch zu führen. Und dies ist die eigentliche Basis des Glücks.

Mehr Tipps von der Glücksdetektivin Dr. Katharina Tempel gibt es unter www.gluecksdetektiv.de sowie unter www.youtube.com/gluecksdetektiv.

Positives Denken einüben
Positive Gedanken erzeugen positive Gefühle. Doch die Welt sieht nun einmal nicht immer rosig aus. Positives Denken lässt sich jedoch trainieren. Zum Beispiel durch das alltägliche Abfragen schöner Erfahrungen. Hier ein paar Beispiele für Fragen, die man sich regelmäßig stellen sollte:

  • Was ist gerade Schönes und Gutes um mich herum? Zum Beispiel Blumen auf dem Tisch, Vogelgezwitscher, gute Freunde …
  • Was war heute gut? Zum Beispiel die Möglichkeit auszuschlafen, eine produktive Teamsitzung, ein Parkplatz vor der Haustür …
  • Wofür kann ich mich dankbar schätzen? Zum Beispiel dafür, dass ich einen tollen Partner/eine tolle Partnerin habe, dass ich meinen Wunschstudienplatz bekommen habe …
  • Wem bedeute ich etwas? Zum Beispiel meinem Freund/Freundin, meinen Eltern, meinem Hund …
     

Wege aus der negativen Gedankenfalle
Es gibt gute Möglichkeiten, dem Grübeln und negativen Gedanken, die im Kopf kreisen, zu entkommen: Wer in einer negativen Gedankenfalle steckt, sollte sich bewusst folgende Fragen stellen und die Antworten am besten aufschreiben:

  • Was ist mein negativer Gedanke?
  • Tut er mir gut? Ist er hilfreich für mich?
  • Was spricht für den Gedanken?
  • Was spricht gegen den Gedanken?
  • Wie würde es eine andere Person sehen?
  • Was könnte ein realistischer Gedanke sein?

 

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