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Die zwei Seiten der Hilfe-Medaille: Beide sind unglaublich schön
Hilfe annehmen
Lasst mich euch von beiden Seiten der Hilfe-Medaille erzählen. Denn Hilfe braucht jeder, der die Hiobsbotschaft „Du hast MS“ vom Neurologen erhält. Ich würde mal behaupten: Für so jeden bricht da eine Welt zusammen. Meine Welt ist in tausend kleine Stücke zerfallen. Ich bin Kameramann, mein erstes Symptom war ein gestörter Sehnerv und ich konnte mein rechtes Auge (das, mit dem ich durch den Kamerasucher gucke) nicht mehr richtig benutzen. Somit war meine berufliche Existenz mit einer Blutgrätsche von den Beinen geholt worden.
Hilfe von Freunden
Nach der Diagnose bin ich ein paar Minuten durch die Stadt geirrt, ziellos und ohne Gedanken. Alles hat sich so unwirklich angefühlt. Dann habe als Erstes meinen besten Freund Lennart angerufen. Und Lennart war für mich da. Erst am Telefon und wenige Tage später ist er extra aus Hamburg zu mir nach Düsseldorf gefahren. Um für mich da zu sein, ein offenes Ohr zu haben und mir einen ganz, ganz festen Drücker zu geben. Denn wenn dir das Leben aus den Händen zu gleiten scheint, ist es schön, von Leuten umgeben zu sein, die dich wirklich kennen und dir eine Hand reichen, um dich festzuhalten. Diese Hilfe habe ich wirklich gebraucht, um in der schwersten Zeit meines bisherigen Lebens noch einen kleinen Funken Hoffnung zu haben.
Hilfe aus dem Internet – kann helfen, muss aber nicht
Das gesamte Wissen ist auf Knopfdruck im Netz verfügbar. Neben den persönlichen Besuchen bei Ärzten hat es eine Weile gedauert, bis ich zwischen unnötigen Facebookgruppen und seriösen Quellen meinen ganz persönlichen Weg zu den Infos gefunden habe, die mir wirklich geholfen haben. Lasst mich nur so viel sagen: Allgemein äußern sich Menschen überwiegend dann, wenn es ihnen schlecht geht. Ich habe viel mehr negative Nachrichten gelesen als positive. Und das war nicht gerade hilfreich. Hier habe ich echt eine Weile gebraucht, um mich nicht noch mehr runterziehen zu lassen.
Aber es gab natürlich auch positive Erlebnisse. Und was mir am meisten geholfen hat: Die Symptome der MS können wieder verschwinden. Sie können schwächer werden. Und es bedeutet nicht, dass man in x Jahren eine Verschlimmerung erwarten muss. Ich sehe meine Gläser immer halb voll statt halb leer. Und mein gestörter Sehnerv ist komplett verschwunden. Wie geil ist das denn? Ich kann wieder ganz normal arbeiten und habe meine Arbeit dem zweiten Teil der Medaille gewidmet:
Hilfe geben
Ich bin an der Küste aufgewachsen. Und was hilft den Booten zum Navigieren in Küstennähe? Richtig, ein Leuchtturm. Nun hält sich die Hilfe eines Leuchtturmes für andere MS-Erkrankte in sehr überschaubaren Grenzen. Also musste mein eigener Leuchtturm her: ein YouTube-Kanal. Ich habe etwas mehr als 400 Abonnenten. Nicht mal erwähnenswert in Zeiten, in denen Schminktutorials und Prankvideos das Internet dominieren. Aber wie so ein echter Leuchtturm für einige wenige Schiffe im richtigen Moment die richtige Hilfe bietet, haben auch meine Videos schon Leuten geholfen.
Leuten helfen – unbezahlbar
Niemand bezahlt mir mein Equipment oder die unzähligen Stunden für die Videoproduktion. Aber mir schreiben Leute, dass sie Mut und Hoffnung aus meinen Videos schöpfen. Dass sie einem Traum nachgehen können, obwohl sie dachten, dass die MS ihn zerstört hat. Das sind Nachrichten, die jede Sekunde meiner Arbeit bestätigen. Und das ist unendlich schön.
Lennart war für mich im richtigen Moment da. Und ich hoffe, dass mein „YouTube-Leuchtturm“ vielen weiteren MS-Erkrankten helfen und die dunkle Phase des Lebens aufhellen kann.
GZDE.MS.19.06.0359
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