Mit dem Gymnastikball das Gleichgewicht schulen

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Wenn Du Deine Augen schließt, bist Du meist dennoch in der Lage zu beschreiben, in welcher Position sich momentan Deine Arme und Beine befinden. Dafür sorgt unser Nervensystem, man bezeichnet das Phänomen auch als Propriozeption, einfach gesagt als die Eigenwahrnehmung. Sie wird über sogenannte Propriozeptoren vermittelt, die sich vor allem in Muskeln und Sehnen befinden und uns Auskunft über deren Spannungs- und Dehnungszustand geben.

Eine gute Eigenwahrnehmung hilft uns im Alltag, uns sicher zu bewegen und zum Beispiel Stürze zu vermeiden. Voraussetzung hierfür ist eine gut ausgebildete Rücken- und Bauchmuskulatur – im Englischen als „Core“, also als Kern, bezeichnet.

Sind die Muskeln in diesem Bereich geschwächt, kann kaum eine gute Körperspannung aufgebaut werden. Dann aber ist auch die Eigenwahrnehmung beeinträchtigt. Das ist nicht selten bei einer Multiplen Sklerose der Fall, da die MS das Nervensystem auch in diesem Bereich schädigen kann. Deshalb ist es sinnvoll, dass Du Deine Rumpfmuskulatur und damit Deine Rumpfstabilität schon früh beginnst zu trainieren – vor allem anfangs am besten zusammen mit einem Partner, der Dir bei den Übungen Halt gibt.

Beim Training der Core-Muskulatur auf einer instabilen Unterlage – wie beispielsweise einem Gymnastikball - schlägst Du mehrere Fliegen mit einer Klappe: Du sorgst für eine stärkere Muskulatur, mehr Körperspannung und eine bessere Eigenwahrnehmung – und damit insgesamt für mehr Sicherheit bei Bewegungen im Alltag.

Übung 1: Stabil auf dem Gymnastikball

Nimm auf einem normalen oder einem doppelten Gymnastikball (Physioroll, Erdnussball) Platz und versuche Dich – eventuell mit Hilfe eines Partners – in der sitzenden Position zu stabilisieren.

Übung 1

Übung 2: Becken kippen

Versuche auf dem Gymnastikball sitzend, das Becken kontrolliert nach vorne und anschließend nach hinten zu kippen und dabei das Gleichgewicht auf dem Ball zu halten. Der Partner sollte hierbei hinter Dir stehen, um Dir Sicherheit zu geben. 

Übung 2 - Position 1
Übung 2 - Position 2

Übung 3: Bein anheben

Du kannst die Gleichgewichtsübung intensivieren, indem Du auf dem Ball sitzend abwechselnd jeweils ein Bein anhebst und nach vorne streckst.   Die einzelnen Übungen sollten mehrmals wiederholt werden. Die Anzahl der Durchgänge richtet sich nach Deinem aktuellen Gesundheitszustand und Deiner Tagesform. Selbstverständlich solltest Du zudem die Aufnahme des Trainings mit Deinem Arzt besprechen.

Übung 3 - Position 1
Übung 3 - Position 2

Fotos: Ursula Nerger

Die einzelnen Übungen sollten mehrmals wiederholt werden. Die Anzahl der Durchgänge richtet sich nach Deinem aktuellen Gesundheitszustand und Deiner Tagesform. Selbstverständlich solltest Du zudem die Aufnahme des Trainings mit Deinem Arzt besprechen.

DAS TEAM:

Anne Schumann ist Fitnessökonomin und Wirtschaftspsychologin und war mehrere Jahre Personal Trainer, in der Ernährungsberatung und als Kurstrainerin tätig.

Christian Neuwahl ist staatlich geprüfter Physiotherapeut. Er arbeitet als Dozent an der Hochschule Fresenius und behandelt in der Düsseldorfer Praxis „360 Grad Physio”, in der die Fotos aufgenommen wurden, unter anderem Patienten mit Multipler Sklerose, um ihnen durch eine bessere Beweglichkeit zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.

GZDE.MS.19.08.0535