Der Cartoonist Phil Hubbe im Porträt
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Sich nicht der Erkrankung ausliefern und keinesfalls Träume aufgeben – das ist der Ratschlag, den Phil Hubbe anderen Menschen mit Multipler Sklerose mit auf den Weg geben möchte. Der Cartoonist ist seit mehr als 30 Jahren an MS erkrankt.
Erste Auffälligkeiten gab es bereits 1985, die Diagnose „Multiple Sklerose“ wurde aber erst 1988 gestellt. Damals war Phil Hubbe 22 Jahre alt. Er hatte gerade sein Mathematikstudium abgebrochen, weil er sich beruflich dem Zeichnen widmen wollte. „Mein Traum war es, Comiczeichner zu werden“, erzählt Hubbe. Von der Multiplen Sklerose hatte er bis dato kaum gehört. Er erhielt von seinem Arzt Informationsbroschüren zur MS, in denen aber praktisch nur die schweren Fälle beschrieben wurden. Außerdem gab sein Arzt ihm den „guten Rat“, das Zeichnen doch besser gleich aufzugeben, da dies mit den zu erwartenden Behinderungen kaum möglich sei.
„Diese Empfehlung war ein Schock für mich, der mir die Tragweite der Diagnose schmerzlich bewusstgemacht hat“, sagt der Cartoonist, der regelmäßig die Cartoons für die Zeitschrift MS Persönlich erarbeitet. Schon diese Tatsache zeigt, dass Phil Hubbe sich seinen Lebenstraum nicht hat nehmen lassen. „Ich wollte meinen Traum leben, solange es geht. Deshalb habe ich den Weg weiterverfolgt und mein Hobby zu meinem Beruf gemacht“, berichtet er.
„Kreative Arbeit wirkt wie ein kognitives Training.“
Im Nachhinein betrachtet war das sein großes Glück. Denn inzwischen haben sich zwar Beeinträchtigungen durch die Erkrankung eingestellt, die den Cartoonisten aber nicht in der Ausübung seines Berufs behindern. So ist rechts die Feinmotorik ein wenig eingeschränkt, das aber stört den Linkshänder beim Zeichnen kaum. Hubbe: „Man sieht mir die Erkrankung nicht an. Ich kann jedoch leider kaum mehr Sport treiben und bin oft von Müdigkeit geplagt. Da ich aber meinen Tag als Freiberufler frei einteilen kann, ist das mit dem Berufsleben gut zu vereinbaren“. Eine Tätigkeit mit regelmäßigen Arbeitszeiten wäre jedoch nur schwerlich möglich.
Das Zeichnen von Cartoons ist für Phil Hubbe weit mehr als nur ein Broterwerb. Es verschafft ihm berufliche Befriedigung und gibt ihm zugleich die Chance, seine Erkrankung zu verarbeiten. Zudem hält ihn die kreative Arbeit geistig fit, sie ist ein kognitives Training, Denk- oder Konzentrationsstörungen hat der inzwischen 51-Jährige nicht bei sich bemerkt. Die Erkrankung hat er als zu seinem Leben dazugehörend akzeptiert und sich auf die sich ergebenden Schwierigkeiten eingestellt.
„Es war von Jugend an mein Traum, Comiczeichner zu werden.“
In den heutigen Zeiten des Internets und der sozialen Medien wäre das laut Hubbe deutlich schwieriger. Denn man wird nach seinen Worten von der Informationsflut regelrecht erschlagen und es ist schwer, zwischen seriösen Nachrichten und aufgebauschten Berichten zu unterscheiden, was zu Verunsicherungen führen und Ängste schüren kann. Als Betroffener sollte man nach Hubbe deshalb vorsichtig agieren, nicht jeder Meldung und jedem „Heiler“ Glauben schenken und im Zweifelsfall übereilte Maßnahmen vermeiden und obskuren Therapieangeboten nicht trauen, sondern anstehende Fragen immer zuerst mit seinem Arzt besprechen.
Cartoons zum Thema Behinderungen haben Phil Hubbe immer schon fasziniert und die Multiple Sklerose spielt in seinen Zeichnungen eine große Rolle. Das ist aus seiner Sicht mit ein Grund für den Erfolg, den er als Cartoonist genießt: „Die Cartoons sind authentisch, da ich selbst betroffen bin. Da darf ich wohl mit Fug und Recht ein wenig respektloser als andere mit den Themen MS und Behinderungen allgemein umgehen“. Der berufliche Erfolg gibt ihm recht. Auch deshalb ist es für Phil Hubbe ein großes Glück, dass er sich von seinem damaligen Arzt von seinem Lebenstraum nicht hat abbringen lassen.
GZDE.MS.20.01.0025